Civitella in Val di Chiana

Die Kirche Santa Maria Assunta in Civitella. Auf der linken Seite erinnert ein Denkmal an die Opfer des Massakers.
Die Kirche Santa Maria Assunta in Civitella. Auf der linken Seite erinnert ein Denkmal an die Opfer des Massakers. © Udo Gümpel

29 Juni 1944 , Civitella in Val di Chiana (Arezzo, Toscana)

Soldaten der Alarmkompanie "Vesuv" der Fallschirm-Panzer-Division "Hermann Göring" griffen Civitella im Morgengrauen an. Sie töteten alle Männer, die sie finden konnten, plünderten und brannten die Häuser nieder, während Frauen und Kinder aus dem Dorf vertrieben wurden.

Verantwortliche Einheit

Feldgendarmerie-Trupp b 1000; Alarmkompanie Vesuv; Alarmkompanie Pauke; Musikkorps “Hermann Göring”

Täter

Hauptmann Heinz Barz; Leutnant Siegfried Böttcher

Opfer

98 

Streitkräfte
Wehrmacht
Bei einer Brücke unterhalb von Civitella entdeckten Augenzeugen geparkte Militärfahrzeuge, die so getarnt waren, dass sie von oben nicht zu erkennen waren, sowie eine große Anzahl von Soldaten, die sich gegen sechs Uhr morgens auf den Weg machten.
Bei ihrer Ankunft im Dorf teilten sich die Soldaten in kleine Gruppen auf. Sie drangen in die Wohnhäuser ein und zerrten die Männer heraus. Den Frauen und Kindern ließen sie keine Zeit, sich anzuziehen oder persönliche Gegenstände mitzunehmen. Die Häuser wurden zunächst geplündert und dann in Brand gesteckt.

Quellen

Das Massaker von Civitella wird in den deutschen Militärakten kaum erwähnt. Das einzige Dokument in den militärischen Unterlagen, das sich eindeutig auf dieses Ereignis zurückführen lässt, ist eine Bandenlagekarte der Ic-Abteilung des LXXVI. Panzerkorps vom 30. Juni 1944. Um das Gebiet von Civitella, Cornia und San Pancrazio wurde dort ein großer Kreis gezeichnet, die Kennzeichnung „Bandengebiet“ und der Hinweis auf eine „G[egen]M[aßnahme]“ am 29. Juni 1944 eingefügt: BArch, RH 24-76/13, Gen.Kdo. LXXVI. Pz.K., Ic-Bandenlagekarte vom 30. Juni 1944. Die Daten über die Verluste, die die deutschen Truppen in Civitella und Umgebung vor dem Massaker erlitten haben, werden in der Bundesarchiv Abteilung PA in Berlin aufbewahrt.

In den National Archives in London werden die Dokumente der alliierten Untersuchung verwahrt: WO 204/11479, Atrocities committed by German Troops at Civitella, Cornia and San Pancrazio und WO 310/220. Die Materialien des Prozesses gegen General Wilhelm Schmalz aus den Jahren 1948-1950 werden teilweise im Archiv der Militärstaatsanwaltschaft in Rom aufbewahrt, ebenso wie die Materialien der jüngsten Ermittlungen und Verfahren. Die zwischen 1956 und 1958 durchgeführten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf werden im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (NRW) aufbewahrt: NW 377, Nr. 3786. Die Akten des Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Dortmund (45 Js 1/04) befinden sich in deren Archiv.

Auswahl aus der Bibliografie

Ida Balò-Valli, Giugno 1944. Civitella racconta, Cortona, L'Etruria, 1994.

Giovanni Contini, La memoria divisa, Milano, Rizzoli, 1997.

Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943-1945, Paderborn, Ferdinand Schöningh, 2012, S. 320-326.

Carlo Gentile, Le stragi del 1944 in provincia di Arezzo ed i loro perpetratori (Relazione presentata in preparazione della richiesta di apertura di indagini da parte dei comuni di Bucine, Cavriglia, Civitella in Val di Chiana e Stia), Colonia, 1998, online: https://uni-koeln.academia.edu/CarloGentile 

Michael Geyer, „Es muß daher mit schnellen und drakonischen Maßnahmen durchgegriffen werden“. Civitella Val di Chiana am 29. Juni 1944, in: Hannes Heer/Klaus Naumann (Hrsg.), Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944, Hamburg, Hamburger Edition, 1995, S. 208-238.

Christiane Kohl, Villa Paradiso. Als der Krieg in die Toskana kam, München, Goldmann, 2002.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Antonia Frinken

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.

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