Cornia

Luftaufnahme eines Dorfes und der umliegenden Natur.
Auch Frauen und Kinder wurden in Cornia getötet. © Udo Gümpel

29 Juni 1944 , 29 Juni 1944 , Cornia, Ortsteil von Civitella in Val di Chiana (Arezzo, Toscana)

Männer der Feldgendarmerie und des Musikkorps der Division "Hermann Göring" trieben alle Menschen zusammen, die sie auf der Straße nach Cornia, einem Ortsteil von Civitella, antrafen. Anders als bei der Aktion im Hauptort und in San Pancrazio wurden hier auch Frauen und Kinder erschossen.

Verantwortliche Einheit

Feldgendarmerie-Trupp b 1000; Musikkorps “Hermann Göring”

Täter

Hauptmann Heinz Barz

Opfer

32 in Cornia, 16 in Gebbia

Streitkräfte
Wehrmacht
Motive für das gewaltsame Vorgehen der deutschen Truppen waren wohl Rache und Vergeltung. Die Gemeinde Cornia sowie insbesondere ihr Pfarrer galten als Unterstützer der Partisanen und wurden daher häufig von örtlichen Faschisten bedroht.
Die schwedische Künstlerin Helga Elmqvist und ihr Ehemann Giovanni Cau, ein Schriftsteller, wurden von der Feldgendarmerie unter dem Vorwurf verhaftet, Partisanen unterstützt zu haben, und waren danach verschollen.

Quellen

Das Massaker von Civitella wird in den deutschen Militärakten kaum erwähnt. Das einzige Dokument in den militärischen Unterlagen, das sich eindeutig auf dieses Ereignis zurückführen lässt, ist eine Bandenlagekarte der Ic-Abteilung des LXXVI. Panzerkorps vom 30. Juni 1944. Um das Gebiet von Civitella, Cornia und San Pancrazio wurde dort ein großer Kreis gezeichnet, die Kennzeichnung „Bandengebiet“ und der Hinweis auf eine „G[egen]M[aßnahme]“ am 29. Juni 1944 eingefügt: BArch, RH 24-76/13, Gen.Kdo. LXXVI. Pz.K., Ic-Bandenlagekarte vom 30. Juni 1944. Die Daten über die Verluste, die die deutschen Truppen Abteilungen in Civitella und Umgebung vor dem Massaker erlitten haben, werden in der Bundesarchiv AbteilungBundesarchivabteilung PA in Berlin aufbewahrt.

In den National Archives in London werden die Dokumente der alliierten Untersuchung verwahrt: WO 204/11479, Atrocities committed by German Troops at Civitella, Cornia and San Pancrazio und WO 310/220. Die Materialien des Prozesses gegen General Wilhelm Schmalz aus den Jahren 1948-1950 werden teilweise im Archiv der Militärstaatsanwaltschaft in Rom aufbewahrt, ebenso wie die Materialien der jüngsten Ermittlungen und Verfahren. Die zwischen 1956 und 1958 durchgeführten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf werden im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (NRW) aufbewahrt: NW 377, Nr. 3786. Die Akten des Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Dortmund (45 Js 1/04) befinden sich in deren Archiv.

Auswahl aus der Bibliografie

Ida Balò-Valli, Giugno 1944. Civitella racconta, Cortona, L'Etruria, 1994.

Giovanni Contini, La memoria divisa, Milano, Rizzoli, 1997.

Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943-1945, Paderborn, Ferdinand Schöningh, 2012, S. 320-326.

Carlo Gentile, Le stragi del 1944 in provincia di Arezzo ed i loro perpetratori (Relazione presentata in preparazione della richiesta di apertura di indagini da parte dei comuni di Bucine, Cavriglia, Civitella in Val di Chiana e Stia), Colonia, 1998, online: https://uni-koeln.academia.edu/CarloGentile 

Michael Geyer, „Es muß daher mit schnellen und drakonischen Maßnahmen durchgegriffen werden“. Civitella Val di Chiana am 29. Juni 1944, in: Hannes Heer/Klaus Naumann (Hrsg.), Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944, Hamburg, Hamburger Edition, 1995, S. 208-238.

Christiane Kohl, Villa Paradiso. Als der Krieg in die Toskana kam, München, Goldmann, 2002.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Antonia Frinken

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4

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