Sizilien, Juli 1943

Krieg und Kunst

Während des Zweiten Weltkriegs war Sizilien ein wichtiger Militärstützpunkt, sowohl für die italienische als auch für die deutsche Luftwaffe. Von den zahlreichen Flughäfen starteten die Flugzeuge, die Malta und Tunesien bombardierten und Nachschubkonvois für die Front in Nordafrika eskortierten. Aus diesem Grund war seit Dezember 1941 die Präsenz von Kommandos und Einheiten der Luftwaffe zwischen Catania und Ragusa und in der Gegend von Trapani hoch. Während die höheren Kommandos ihr Hauptquartier oft in beschlagnahmten Hotels oder Palästen wie dem Albergo San Domenico in Taormina oder dem Castello Scammacca in Acireale hatten, waren die operativen Einheiten im Allgemeinen in provisorischen Unterkünften, manchmal sogar in einfachen Lagern, untergebracht, wo die Lebensbedingungen spartanisch waren.

Wie überall in Italien waren die Beziehungen der Deutschen zur lokalen Bevölkerung lange Zeit herzlich, verschlechterten sich jedoch mit der Intensivierung des Luftkriegs und der Bombardierungen. Die Landung anglo-amerikanischer Truppen auf Sizilien am 10. Juli 1943 erschwerte die Beziehung zwischen Deutschen und Italienern. Rücksichtsloses Verhalten der sich zurückziehenden deutschen Truppen und Angriffe von Zivilpersonen auf deutsche Soldaten führten zu den ersten Repressalien und Massakern, die die Wehrmacht in Italien verübte.

Fotograf der PK Horst Grund und andere Soldaten bei den Ruinen des Forts Euryalos, Juli 1943 © BArch, N 1603 Bild-325

Militärische Operationen

Als die Alliierten am 10. Juli 1943 in Sizilien landeten, leisteten viele italienische Einheiten nur kurz Widerstand und lösten sich angesichts der militärischen Überlegenheit der gegnerischen Truppen auf. Auch den deutschen Truppen bereitete der alliierte Vorstoß erhebliche Schwierigkeiten.
Mit dem Eintreffen von Verstärkungen und der Übernahme des Kommandos durch General Hans-Valentin Hube stabilisierte sich die Front. Unter den Wehrmachtssoldaten verbreitete sich die Vorstellung, dass die Italiener sich weigerten, zu kämpfen, was der Wirklichkeit nur teilweise entsprach. Die Kämpfe auf der Insel waren heftig und dauerten fünf Wochen. Insgesamt hatte die Wehrmacht etwa 4.500 Tote zu beklagen, vor allem bei den Gefechten im Gebiet von Catania und in den Stellungen um den Ätna. Um die Räumung von Truppen und Material zu ermöglichen, konzentrierte die Wehrmacht eine große Anzahl von Flakeinheiten entlang der Straße von Messina, die das Übersetzen der Schiffe schützte.
 

  • Ingenieure bereiten sich auf die Verminung eines Strandabschnitts vor. In regelmäßigen Abständen wurden Panzerabwehrminen in einem Schachbrettmuster auf dem Boden verlegt © BArch, Bild 101I-303-0598-04 / Lüthge
  • Eines der Pionierlandungsboote (Pilabo), die zwischen Kalabrien und Sizilien pendelten © BArch, Bild 101I-303-0586-02 / Eberhard Dohm
  • Eines der Flöße, mit denen Militärfahrzeuge zwischen Kalabrien und Sizilien transportiert wurden © BArch, Bild 101I-303-0558-31 / Eberhard Dohm
  • Messina, Punta del Faro, August 1943. Ein Floß wird beladen. Unter dem Schutz der Flakgeschütze konnte die deutsche Wehrmacht beim Verlassen der Insel einen Großteil ihrer Ausrüstung abtransportieren © BArch, Bild 101I-303-0580-03 / Horst Funke
  • Beladung von Flößen mit Militärfahrzeugen an der Punta del Faro, Messina © BArch, Bild 101I-303-0580-04 / Horst Funke
  • Nach den Militärfahrzeugen der Wehrmacht beginnt nun eine Gruppe britischer Kriegsgefangener die Straße von Messina nach Kalabrien zu überqueren © BArch, Bild 101I-303-0580-11 / Horst Funke
  • August 1943, am Strand von Scilla in Kalabrien bringt ein deutsches Landungsboot Soldaten an Land © BArch, Bild 101I-303-0558-24 / Horst Funke
  • Ein Messerschmidt Bf 109-Jagdflugzeug des Jagdgeschwaders 53 „Pik As“, das 1943 von den Stützpunkten Comiso und Catania aus operierte. Das Flugzeug umgibt eine Gruppe von deutschen und italienischen Piloten © BArch, Bild 101I-468-1404-01 Karl Ketelhohn
  • Fahrzeuge der Panzer-Division „Hermann Göring“, die an einer Landstraße auf Sizilien anhalten © BArch, Bild 101I-567-1510-24A / Heinz Hegert

Alliierte Gefangene

In der Propagandafotografie sind Kriegsgefangene ein häufig verwendetes Motiv. Während des Krieges wurden Bilder von Gefangenen, darunter viele Amerikaner und Briten, in verschiedenen Medien veröffentlicht, um die eigene Moral zu stärken. Horst Funke, ein Fotograf des PK 699, fotografierte diese Gefangenen auf Sizilien. Im Vergleich zu den Gefangenen der Roten Armee im Jahr 1941 war die Darstellung der alliierten Gefangenen weniger stark ideologisch geprägt, was dazu führte, dass ihre individuelle Persönlichkeit auf einigen dieser Fotos erkennbar blieb.

  • Sizilien 1943. Zwei amerikanische Offiziere der 82. Luftlandedivision sind in Kriegsgefangenschaft. Ein Feldwebel der Panzer-Division „Hermann Göring“ verhört sie vermutlich im Auftrag der Feindnachrichtenabteilung © BArch, Bild 101I-303-0554-10 / Horst Funke
  • Amerikanische Gefangene der 82. Luftlandedivision warten auf ihren Transport ins Sammellager © BArch, Bild 101I-303-0554-13 / Horst Funke
  • Eine Gruppe amerikanischer Gefangener auf dem Weg zum Sammellager. Sizilianische Jungen begleiten sie © BArch, Bild 101I-303-0557-02A / Horst Funke
  • Amerikanische Gefangene an einem Ort in Sizilien. Eine Gruppe von Zivilisten beobachtet sie © BArch, Bild 101I-303-0557-05A / Horst Funke
  • Eine Gruppe von britischen Gefangenen, darunter zwei junge Fallschirmjäger © BArch, Bild 101I-303-0558-22 / Horst Funke

Die Bombardierungen in Palermo und Taormina im Juli 1943

Während des Zweiten Weltkriegs erlitten die Städte Siziliens wiederholt schwere Luftangriffe, gegen die kaum Schutz vorhanden war. Besonders Palermo traf es hart: Über lange Zeit hinweg bombardierten die Angreifer hauptsächlich den Hafen und zusätzlich die Altstadt. Dabei zerstörten sie viele bedeutende Denkmäler und historische Gebäude. In der Provinz Palermo starben 2.123 Zivilisten, etwa 30.000 wurden verletzt.

Auch kleinere Städte wie Taormina litten schwer. Am 9. Juli 1943 griffen die alliierten Luftstreitkräfte die Stadt an, um die Landung am nächsten Morgen vorzubereiten. Taormina, das als Hauptquartier des 2. Fliegerkorps diente, erlitt große Schäden und hohe Verluste unter der Bevölkerung.

  • Am Nachmittag des 9. Juli 1943 griffen alliierte Kräfte Taormina an, welches als wichtiger Sitz für ein taktisches Kommando der Luftwaffe diente. Der Angriff richtete große Schäden an und forderte 45 Menschenleben. Auf diesen beiden Fotos von Eberhard Dohm sieht man die Ruinen der Piazza del Duomo und den Minotaurus-Brunnen. © BArch, N 1603 Bild-208 / Horst Grund
  • Taormina, Piazza del Duomo und der Minotaurus-Brunnen nach der Bombardierung am 9. Juli 1943. © BArch, N 1603 Bild-213 / Horst Grund
  • Durch Bomben zerstörte Gebäude in Palermo, Juli 1943. © BArch, Bild 101I-303-0553-06A / Eberhard Dohm
  • Durch Bomben zerstörte Gebäude in Palermo, Juli 1943. © BArch, Bild 101I-303-0553-07A / Eberhard Dohm

Die Leidenschaft für Kunst und Antike

Obwohl deutsche Soldaten im Krieg kämpften, beeinflusste sie das sizilianische Sommerklima nicht nur militärisch. Vor der Landung der Alliierten fangen PK-Fotografen mit „touristischer“ Neugier sowohl freie Momente der Soldaten als auch die Denkmäler und Landschaften der Insel ein. In den folgenden Bildern hält der Fotograf Horst Grund vor allem Besuche archäologischer Stätten fest.

Horst Grund, 1915 in Berlin geboren, wurde in den 1930er Jahren Kameramann. 1937 zog ihn die Wehrmacht ein und er kämpfte in Polen sowie im Westen. Im Januar 1941 kam er als Kameramann zu einer Propagandakompanie der Kriegsmarine. Er nahm am Balkanfeldzug teil und war 1942/1943 in der Sowjetunion und Nordafrika im Einsatz. Nach einer schweren Verwundung in Afrika kehrte Grund nach Italien zurück und ging nach Sizilien. Dort setzte er erstmals parallel geschaltete Kameras ein, eine Askania Z und eine Arriflex, um gleichzeitig Nah- und Fernaufnahmen zu machen. Er schuf zahlreiche Frontreportagen. Nach dem Krieg lebte Grund in Berlin und arbeitete weiter als Kameramann, Dokumentarfilmer und Reisereporter. Er starb am 8. Mai 2001

  • Griechisches Theater in Syrakus, Juli 1943 © BArch, N 1603 Bild-221 / Horst Grund
  • Griechisches Theater in Syrakus, Juli 1943 © BArch, N 1603 Bild-222 / Horst Grund
  • Das Tal der Tempel, Agrigento, Juli 1943 © BArch, N 1603 Bild-196 / Horst Grund
  • Concordia-Tempel, Tal der Tempel, Juli 1943 © BArch, N 1603 Bild-313 / Horst Grund
  • Zwei Offiziere der Kriegsmarine im Propagandadienst im Tempel der Dioskuren (Tal der Tempel), Juli 1943. Einer der beiden ist Horst Grund © BArch, N 1603 Bild-317
  • Kloster von San Francesco in Ispica, Juli 1943 © BArch, N 1603 Bild-212 / Horst Grund
  • Fotograf Horst Grund und andere Soldaten bei den Ruinen des Forts Euryalos, Juli 1943 © BArch, N 1603 Bild-325

Archiv
Bundesarchiv Bildarchiv

Fotografen
Eberhard, Dohm (PK 699), Horst Funke (PK 699), Horst Grund (PK Kriegsmarine), Heinz Hegert (PK XI. Fliegerkorps), Karl Ketelhohn (PK Luftflotte 2), Lüthge (PK 699).

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