Man sieht Albert Kesselring auf einem Stuhl sitzend am lächeln.
Albert Kesselring in Italien, Sommer 1944 © BArch, Bild_101I-316-1151-13 / Fot. Wittke

Albert Kesselring

* 30 November 1885 – Marktsteft (Unterfranken)
† 16 Juli 1960 – Bad Nauheim

Albert Kesselring, Generalfeldmarschall der deutschen Wehrmacht, war im Zweiten Weltkrieg maßgeblich für die Besatzungs- und Rückzugsoperationen in Italien verantwortlich. Nach einer erfolgreichen Karriere in Heer, Reichswehr und Luftwaffe übernahm er als Oberbefehlshaber Südwest die Leitung der deutschen Truppen in Italien. Seine im Juni 1944 erlassenen Richtlinien, die Straffreiheit für exzessive Gewaltanwendung im Partisanenkrieg gewährten, führten zu zahlreichen Massakern und Verbrechen an Zivilisten.

Nach Kriegsende wurde Kesselring 1947 wegen Kriegsverbrechen in Italien zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt. Seine Freilassung 1952 und sein Engagement in Veteranenverbänden trugen wesentlich zur Verbreitung des Mythos der „sauberen Wehrmacht“ in der Nachkriegszeit bei.

Nationalität
deutsch
Formation
Deutsches Heer, Reichswehr, Wehrmacht
Truppengattung
Luftwaffe
Eintritt in die NSDAP
nein
Streitkraft
Wehrmacht
Einheit
Oberbefehlshaber Südwest
Dienstjahre
1904-1945
Dienstgrad
Generalfeldmarschall
Feldzüge und Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg
Polen 1939
Westen 1940
Barbarossa und Ostfront 1941
Mittelmeer 1941-1943
Italien 1943-1945
Westen 1945
Nachkriegszeit

Prozess in Venedig 1947, 1948 Umwandlung des Todesurteils in lebenslängliche Haft, 1952 Begnadigung und Freilassung, Bundesführer des „Stahlhelms“ und Schriftsteller zu militärischen Themen.

Besprechung im Hauptquartier von Generalfeldmarschall Kesselring © BArch, Bild 183-J27330 / Fot. Kurtmann

Ausbildung und Kriegserfahrung

Sein militärischer und sozialer Aufstieg in der Luftwaffe, gepaart mit der Betonung militärischer Werte und der nationalsozialistischen Ideologie des „Volkstumskampfes“, führte ihn schließlich zur Unterstützung der Politik der Nationalsozialisten – entgegen seiner ursprünglichen Skepsis.

  • Kesselring trifft Marschall Rodolfo Graziani, Kriegsminister der Italienischen Sozialrepublik (RSI), im Herbst 1943 in einem Landhaus außerhalb Roms. © BArch, Bild 101I-305-0662-19 / Fot. Engel
  • Während des anschließenden Essens zündet Albert Kesselring ein Streichholz für Guido Buffarini Guidi, Innenminister der RSI, an. Rechts daneben sitzt SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, Leiter des Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei und des SD in Rom. © BArch, Bild 101I-305-0677-21 / Fot. Engel
  • Sommer 1943 in Süditalien: Feldmarschall Albert Kesselring und General Heinrich von Vietinghoff-Scheel, Oberbefehlshaber der 10. Armee, in seinem Oberbefehlshaber-Dienstwagen während einer Inspektionsfahrt. © BArch, Bild 101I-304-0624-05A / Fot. Lüthge

Rückzug unter Gewalt: Kesselrings Partisanenkrieg und das Ende in Italien

Kesselrings Strategie stieß auf Kritik, da die kontinuierlichen Gefechte und der hinhaltende Widerstand erhebliche Verluste unter den deutschen Truppen forderten. Viele Offiziere hätten stattdessen einen raschen Rückzug nach Norden bevorzugt.

Kesselring versuchte wiederholt, die Gefahr durch Partisanen mit drakonischen Maßnahmen einzudämmen. Dies führte jedoch häufig zu unverhältnismäßiger Gewaltanwendung.

Obwohl Kesselring die Aussichtslosigkeit des weiteren Kampfes erkannte, hielt er zunächst an seinem Eid auf Hitler fest. Erst nach Hitlers Selbstmord stimmte er der Teilkapitulation zu, die am 2. Mai 1945 um 14:00 Uhr Ortszeit in Kraft trat.

  • Albert Kesselring mit Offizieren der 4. Fallschirmjägerdivision auf der Ponte Vecchio, Florenz, Sommer 1944. © BArch, Bild 101I-316-1170-12A / Fot. Wittke
  • Mit seinen Adjutanten und Ordonnanzoffizieren inspiziert Albert Kesselring im Sommer 1944 den Gefechtsstand der 14. Armee am Abetone-Pass. © BArch, Bild 101I-316-1170-22A / Fot. Wittke
  • Abetone-Pass, Sommer 1944: Generalmajor Wolf-Rüdiger Hauser (Chef des Stabes der 14. Armee) begleitet Albert Kesselring nach einer Besprechung zu seinem Auto. © BArch, Bild 101I-316-1170-25 / Fot. Wittke

Nach dem Krieg

Der zentrale Vorwurf lautete, dass er trotz Kenntnis der illegalen repressiven Maßnahmen weder Ermittlungen einleitete noch Anordnungen erließ, um diese Grausamkeiten zu verhindern.

Nach seiner Entlassung 1952 übernahm Kesselring Führungspositionen, wie den Vorsitz im Verband „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“, und setzte sich für die Interessen seiner ehemaligen Kameraden ein.

Quellen

Die Personalunterlagen von Albert Kesselring aus seiner Zeit in der bayerischen Armee und der Wehrmacht sind unvollständig. Das Bayerische Hauptstaatsarchiv bewahrt unter der Signatur OP 61536 seine Personalakte aus der Kaiserzeit auf. Im Bundesarchiv-Militärarchiv findet sich unter der Akte PERS 6/6 lediglich ein tabellarischer Lebenslauf mit den wichtigsten Eckdaten seiner Karriere. In Freiburg liegt zudem ein Nachlass (N 750) vor, der hauptsächlich Unterlagen, Briefe und Tagebuchaufzeichnungen aus seiner Gefangenschaft und Haftzeit umfasst. Über seine Dienstzeit und Tätigkeiten informieren neben den wenigen Fragmenten aus seinem Befehlsbereich in Italien (BArch, RH 19-X) auch seine Memoiren aus der Nachkriegszeit: „Soldat bis zum letzten Tag“ (Bonn, Athenäum Verlag, 1953) und „Gedanken zum Zweiten Weltkrieg“ (Bonn, Athenäum Verlag, 1955).

Bibliographie

Peter Herde, Albert Kesselring (1885-1960), in: Erich Schneider (Hg.), Fränkische Lebensbilder, Bd. 18, Neustadt an der Aisch, Verlag Ph.C.W. Schmidt, 2000.

Elmar Krautkrämer, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, in: Gerd R. Ueberschär (Hg.), Hitlers militärische Elite, Band 1, Von den Anfängen des Regimes bis Kriegsbeginn, Darmstadt, WBG, 1998, S. 121-129.

Kerstin von Lingen, Kesselrings letzte Schlacht. Kriegsverbrecherprozesse, Vergangenheitspolitik und Wiederbewaffnung: Der Fall Kesselring, Paderborn u.a., Schöningh, 2004.

Kerstin von Lingen, SS und Secret Service. “Verschwörung des Schweigens”: Die Akte Karl Wolff, Paderborn u.a., Schöningh, 2010.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

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