Vom Widerstand zur Republik: Die Nachkriegsjahre 1945–1947
Autor: Milan Spindler
Mit der Befreiung der wichtigsten Städte im Norden, die mancherorts noch vor dem Eintreffen der alliierten Truppen durch die Resistenza erfolgte, gelang es dem CLN, vorübergehend neue lokale Verwaltungen einzurichten. Diese blieben jedoch meist kurzlebig, da die Alliierten nach der Befreiung die Entwaffnung und Auflösung der Partisanenverbände forcierten. Die Waffenabgabe wurde häufig als öffentliches Ritual inszeniert, etwa durch Siegesparaden, die symbolische Übergabe von Abzeichen und die Verleihung des sogenannten „Alexander-Zertifikats“, das nach dem alliierten Oberbefehlshaber Harold Alexander benannt war.
Bereits im Juni 1945 entstand eine Regierung unter Beteiligung ehemaliger Widerstandskräfte, darunter PCI, PSI, Democrazia Cristiana (DC), die Liberale Partei und die Aktionspartei. Das CLN wurde noch vor den Wahlen 1946 durch die alliierte Militärverwaltung von jeglicher Funktion entbunden und 1947 endgültig aufgelöst.
Trotz der symbolischen Anerkennung des Widerstands wuchs unter vielen kommunistischen und radikal-demokratischen Anhängern die Enttäuschung: Die erhofften umfassenden gesellschaftlichen und sozialen Umbrüche – etwa eine Demokratisierung von Polizei und Armee – blieben aus. Die Nachkriegsrealität war auf politischer und juristischer Ebene von pragmatischen Kompromissen geprägt. Dennoch gingen aus der Resistenza zahlreiche politische und kulturelle Führungspersönlichkeiten hervor. Vor allem in der PCI gelang vielen ehemaligen Partisanen, teils aus einfachen Verhältnissen stammend, der soziale Aufstieg. Auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene nahmen sie in verschiedenen Parteien prägende Rollen ein.
Auch international veränderte sich Italiens Stellung. Ende 1945 wurde es nicht mehr als besetzter Feindstaat betrachtet, sondern genoss zunehmend außen- und innenpolitische Freiheiten. Am 2. Juni 1946 entschied eine Volksabstimmung über die Staatsform: 12,7 Millionen stimmten für die Republik, 10,7 Millionen für die Monarchie. Die Entscheidung für die Republik und die Ausarbeitung einer modernen Verfassung, die soziale Gerechtigkeit und demokratische Prinzipien betonte, gelten vielfach als „letzter Sieg der Resistenza“.
Die sogenannte Togliatti-Amnestie, benannt nach dem damaligen Justizminister und PCI-Generalsekretär Palmiro Togliatti, gewährte zahlreichen ehemaligen Faschisten Straffreiheit – offiziell zur Förderung der nationalen Versöhnung. Dies stieß bei vielen ehemaligen Partisaninnen und Partisanen auf Empörung.
Die fragile Einheit der Nachkriegsregierung zerbrach 1947, als die kommunistischen und sozialistischen Parteien aus der Einheitsregierung ausgeschlossen wurden. Dieser Bruch markierte das Ende der unmittelbaren politischen Dominanz des Widerstands auf nationaler Ebene und leitete die politische Polarisierung Italiens in den frühen Jahren des Kalten Krieges ein.