Frauen in der Resistenza
Autore: Milan Spindler
Sie halfen Verfolgten, organisierten Lebensmittel und beteiligten sich am bewaffneten Kampf: Frauen spielten im Widerstand gegen Faschismus und deutsche Besatzung eine wichtige Rolle. Trotzdem geriet ihr Einsatz nach dem Krieg weitgehend in Vergessenheit. Dieser Abschnitt beleuchtet, wie Frauen Teil der Resistenza wurden – und warum ihre Geschichte lange kaum Beachtung fand.
Unter Benito Mussolini wurde die Frau auf die Rolle der Mutter und Hausfrau reduziert, politisch und rechtlich ihrem Ehemann untergeordnet. Das Zivil- und Strafrecht spiegelte diese Ungleichheit wider und Frauen waren von jeglicher politischer Verantwortung ausgeschlossen.
Mit dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 und dem Zusammenbruch der italienischen Armee traten viele Frauen spontan in Erscheinung: Sie halfen desertierten Soldaten, indem sie zivile Kleidung und sichere Adressen bereitstellten, organisierten Nahrung und Informationen. Ohne ihre Unterstützung wäre der Aufbau des Widerstands kaum denkbar gewesen.
Nach den ersten spontanen Hilfsaktionen gewann das Engagement vieler Frauen zunehmend an Struktur. In Städten wie Mailand, Turin und Florenz gründeten sich zwischen Ende 1943 und Mitte 1944 die Gruppi di Difesa della Donna e di Assistenza ai Combattenti (GDD), die später vom Comitato di Liberazione Nazionale (CLN) offiziell anerkannt wurden. Die GDD organisierten Kleidung und Ausrüstung für Partisaneneinheiten, unterstützten Gefangene und deren Familien und verbreiteten illegale Schriften, um weitere Frauen für den Widerstand zu mobilisieren. Viele waren zudem als Krankenschwestern und Helferinnen tätig, versteckten Verwundete und riskierten dabei ihr Leben. Insgesamt schlossen sich rund 70.000 Frauen den GDD an. Nach Kriegsende gingen sie in der Unione Donne Italiane (UDI) auf, die der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) nahestand.
Neben dieser logistischen Unterstützung beteiligten sich viele Frauen auch aktiv am bewaffneten Kampf der Resistenza. Als Kurierinnen (Stafetten) transportierten sie Nachrichten und Waffen – stets unter dem Risiko, verhaftet, gefoltert oder getötet zu werden. Einige kämpften sogar an der Waffe, obwohl sie sich dafür häufig gegen die Vorbehalte ihrer männlichen Kameraden durchsetzen mussten. Viele Männer hielten an traditionellen Geschlechterrollen fest und sahen Frauen vor allem als Helferinnen, nicht als gleichberechtigte Kombattantinnen. Dennoch übernahmen Frauen auch in kämpfenden Einheiten Verantwortung. Schätzungen zufolge waren bis zu 35.000 Frauen direkt an bewaffneten Aktionen beteiligt; rund 500 von ihnen führten eigene Partisaneneinheiten.
Neben dieser logistischen Unterstützung waren Frauen aktiv in die bewaffneten Kämpfe der Resistenza eingebunden. Sie dienten als Stafetten, die Nachrichten und Waffen transportierten, immer unter der Gefahr, verhaftet, gefoltert und ermordet zu werden. Einige nahmen direkt an Feuergefechten teil, obwohl sie sich dafür meist gegen die Ablehnung ihrer männlichen Mitkämpfer behaupten mussten. Die Mehrheit der Männer hielt an traditionellen Rollenbildern fest und sah in Frauen vor allem Helferinnen, welche in den kämpfenden Einheiten nichts zu suchen hätten. Dennoch übernahmen sie auch dort Verantwortung und Schätzungen Schätzungen von bis zu 35.000 Kämpferinnen und 500 Kommendantinnen von Partisanenformationen aus.
Trotz ihrer unverzichtbaren Rolle in der Resistenza wurden Frauen nach dem Krieg oft marginalisiert. Die dominante Erinnerungskultur zeichnete ein Bild des Widerstands, das stark auf männliche Kämpfer fokussiert war, während Frauen als „Mütter des Widerstands“ oder „hilfsbereite Schwestern“ romantisiert wurden. Selbst diejenigen Partisaninnen, die aktiv gekämpft hatten, wurden selten auf Augenhöhe anerkannt. Stattdessen stigmatisierte man sie häufig – oft bestand der Vorwurf der sexuellen Leichtfertigkeit aufgrund des gemeinsamen Lebens mit Männern in den Bergen. Von den offiziellen Feierlichkeiten und Paraden der Befreiung im Frühjahr 1945 waren kämpfende Partisaninnen überwiegend ausgeschlossen. Dennoch entstanden gerade in den ersten Monaten nach dem Krieg viele nachgestellte Fotografien von ehemaligen weiblichen Partisaninnen an der Waffe und wie ihre männlichen Kameraden wurden auch die Kämpferinnen offiziell als Angehörige der italienischen Armee anerkannt.
Viele Partisaninnen kehrten nach 1945 in als traditionell angesehene Rollen zurück, während andere in den beiden großen Volksparteien – in der DC und im PCI – weibliche Sektionen gründeten und versuchten, das Leben der italienischen Frauen nachhaltig zu modernisieren. Ehemalige Partisaninnen übernahmen oft Führungspositionen im gesellschaftlichen Leben, in den Gewerkschaften oder im Bildungsbereich und galten einer neuen Generation von Frauen in Italien oft als Vorbild.