Widerstand in den Städten und an der Front

Das Buch Senza Tregua - La Guerra dei GAP (Ohne Atempause- Der Krieg der GAP) wurde 1967 von dem Journalisten Giovanni Pesce geschrieben. Es gilt bis heute als das Standardwerk zu dem Widerstand in den Städten, welcher kaum Dokumente und andere Zeugnisse hinterließ © Casa Editrice Feltrinelli, Giovanni Pesce senza Tregua

Autor: Milan Spindler

Neben den Partisanenverbänden in den Bergen war die Resistenza auch in den größeren Städten aktiv. Die Gruppi di Azione Patriottica (Patriotische Aktionsgruppen, GAP), die am 20. September 1943 von dem PCI ins Leben gerufen wurden, spielten dabei eine zentrale Rolle. Die GAP unterstanden aufgrund ihrer Nähe zu den Parteistrukturen nicht direkt dem CLN. Sie agierten seit November 1943 in Nord- und Mittelitalien in den Hochburgen der der kommunistischen Bewegung. Ihre Mitglieder stammten überwiegend aus Arbeiterfamilien.

Die GAP gliederten sich in zwei Kategorien: Die Gap di zona waren in den Außenbezirken der Städte aktiv und führten Sabotageaktionen durch. Auf der anderen Seite agierten die Gap centrali als Stadtguerilla-Einheiten, zerstörten wichtige Infrastruktur wie Zugstrecken und griffen außerdem feindliche Militärangehörige an, wobei sie vor allem Attentate auf faschistische Amtsträger verübten.

Die Mitglieder der GAP lebten im Untergrund. Sie nahmen Decknamen an, vermieden Kontakt zu ihren Familien und wechselten täglich ihren Aufenthaltsort, während sie oft in verlassenen Gebäuden schliefen. Aufgrund der fehlenden gesundheitlichen Versorgung in der Klandestinität bedeuteten Krankheiten oder Verletzungen oft den Tod. Die Gappisti arbeiteten in kleinen Zellen von fünf bis sechs Personen, stets unter strengster Geheimhaltung. Bekannte Aktionen der GAP waren das Bombenattentat in der Via Rasella in Rom im März 1944, bei dem 34 deutsche Soldaten des Polizeiregiments Bozen getötet wurden und ein Anschlag auf das nur von deutschen Soldaten frequentierte Kino Odeon in Genua im Mai 1944.

Wahrscheinlich am 13. Februar 1945, Handschlag zwischen einem alliierten Offizier und dem Kommandeur der Partisaneneinheit © US NARA, Signal Corps 246336 / Fot. Levine

Parallel dazu operierten die Squadre di Azione Pattriotica (SAP), deren Angehörige vor allem nachts aktiv waren und tagsüber einem zivilen Leben nachgingen. Diese Gruppen entstanden im Sommer 1944 als Reserveeinheiten und waren weniger zentral organisiert als die GAP. Die SAP unterstützten die Partisanenverbände in den Bergen logistisch, halfen bei der Rekrutierung neuer Mitglieder und operierten vor allem im Flachland der Po-Ebene. Gegen Kriegsende kämpften sie zunehmend auch militärisch, um den Vormarsch der Partisaneneinheiten aus den Bergen zu unterstützen und den unerwartet zähen Widerstand der Wehrmacht zu brechen.

Ihr Kampf war mit erheblichen Gefahren verbunden. Im Herbst 1944 verschärften die Besatzer und die RSI ihre Repressionen auch in den Städten, während sie gleichzeitig in den Bergen intensive Durchkämmungsaktionen durchführten. Verhaftungen von Kommandanten und Kommissaren häuften sich, da die Suche nach antifaschistischen Oppositionellen zunehmend effizienter wurde. Viele Gappisti wurden zu dieser Zeit innerhalb weniger Monate gefasst, gefoltert und getötet. Der PCI nutzte die hohen Verluste unter ihren Mitgliedern für eine Propagandakampagne, in der er die Opfer ihrer Gefallenen als heroische Märtyrer darstellte. Gleichzeitig nahm Spionage und Verrat in den Reihen der GAP und SAP zu, besonders während der krisenhaften Monate im Herbst und Winter 1944/45. Insbesondere ehemalige Kämpfer, die in dieser Zeit versuchte in ein ziviles Leben zurückzukehren, wurden zu seiner Schwachstelle für die Sicherheit der Gruppen.

Andere Partisanenformationen unterstützten die Alliierten direkt an der Front gegen die Wehrmacht – häufig, nachdem sie sich aufgrund von Durchkämmungsaktionen in den bereits befreiten Süden zurückziehen mussten.

An der Seite der Alliierten an der Front übernahmen Partisaneneinheiten unterstützende Aufgaben wie die Feindaufklärung.Im April 1945 befreiten sie noch vor dem Eintreffen der Amerikaner die Gegend um Porretta Terme, Lizzano in Belvedere und Gaggio Montano und waren an der Befreiung von Bologna und Modena beteiligt.

Am 20. April 1945 findet eine Beerdigung von italienischen Soldaten in der Nähe von Bologna statt. Die Gefallenen sind Angehörige derjenigen italienischen Streitkräfte, welche aufseiten der Alliierten den Krieg gegen Deutschland und die RSI führen © US NARA, Signal Corps 333755 / Fot. Spirito

Neben den unterschiedlichen Partisanengruppen war auch der militärische Widerstand der Esercito Cobelligerante Italiano (Mitkriegführende Italienische Streitkräfte) von Bedeutung. Sie setzten sich oft aus Militärangehörigen des ehemaligen königlichen Heeres zusammen. Andere waren Freiwillige, die gegen Faschismus und Wehrmacht kämpfen wollten. Diese regulären Truppen führten während des Italienfeldzugs an der Seite der Alliierten einen nationalen Befreiungskrieg und unterstanden der königlichen Regierung im Süden von Italien. Zu ihrem Höhepunkt im Frühjahr 1945 umfassten diese Streitkräfte circa 250.000 Männer. Ihre Einheiten kämpften an der Seite der Alliierten an der Front und nahmen an der Befreiung wichtiger Städte teil. 

Dennoch blieb ihr Beitrag jedoch militärisch eher unbedeutend und hatte vor allem symbolische Relevanz für die Neuordnung Europas nach Kriegsende. Gerade die Freiwilligen lassen sich als Teil der Resistenza betrachten.

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