Monterotondo, 9. September 1943

Sprungeinsatz in die Stadt

Bereits kurz nach dem 25. Juli 1943 schickte Adolf Hitler den Fallschirmjägergeneral Kurt Student mit dem Auftrag nach Italien, eine Reihe von Plänen zur Befreiung Mussolinis und zur Übernahme der italienischen Machtzentren vorzubereiten und so den Faschismus wieder einzuführen. Die höchsten deutschen Stellen in Italien, die Generalfeldmarschälle Kesselring und von Richthofen, der Militärattaché General von Rintelen und der Botschafter von Mackensen verhinderten erfolgreich die sofortige Umsetzung dieser Pläne. Sie wiesen auf die möglichen Auswirkungen hin, die ein nationalsozialistischer Staatsstreich und die Wiederherstellung eines geschwächten und nunmehr diskreditierten Regimes in Italien international haben könnten.
Dabei berücksichtigten sie nicht, dass die deutsche Militärpräsenz auf der italienischen Halbinsel zu diesem Zeitpunkt schwach war. Neben der Operation zur Befreiung Benito Mussolinis aus dem Campo Imperatore, blieb von diesen Plänen nur die Einnahme des „Centro Marte“, des Hauptquartiers des Generalstabs des Königlichen Heeres in der Nähe des Städtchens Monterotondo an der Via Salaria nördlich von Rom, übrig. Tatsächlich war das Hauptquartier mit General Mario Roatta und dem gesamten Generalstab seit dem Abend des 8. September evakuiert worden. In und um Monterotondo befanden sich jedoch starke Kontingente italienischer Truppen.

Deutsche Fallschirmjäger und italienische Soldaten im Palazzo Orsini. Der deutsche Kommandeur, Major Gericke ist in der Mitte zu sehen © BArch, Bild 101I-569-1583-23 / Biedermann

Die Zusammenstöße und die Razzia

Die Fallschirmjäger unter dem Kommando von Major Walter Gericke sprangen am Morgen des 9. September ab. Die Kämpfe waren heftig und die Verluste hoch. Die Fallschirmjäger durchkämmten die Stadt, nahmen zahlreiche Italiener gefangen und hielten auch Zivilpersonen fest. Die Operationen in der Stadt waren für die Deutschen angesichts der starken zahlenmäßigen Überlegenheit der italienischen Truppen schwierig. Die Fallschirmjäger verbarrikadierten sich im Zentrum des Städtchens und konnten sich erst nach Verhandlungen und Absprachen mit den italienischen Truppen am nächsten Tag zurückziehen.

Zwei PK-Fotoreporter der Fallschirmjäger sprangen mit Gerickes Männern ab und hinterließen eine große Anzahl Fotografien des Einsatzes. Die hier gezeigten Bilder stammen vom 22-jährigen Günther Biedermann. Sie zeigen Durchkämmungsaktionen und die Verhandlungen zwischen Fallschirmjägern und italienischen Offizieren. Nach dem Krieg war Günther Biedermann Fotograf und Kameramann bei der DEFA, der DDR-Filmproduktionsgesellschaft mit Sitz in Potsdam-Babelsberg.

  • Eine Gruppe von Zivilpersonen von Monterotondo wird von Fallschirmjägern angehalten und gezwungen, die Hände hochzuhalten © BArch, Bild 101I-569-1583-04 / Biedermann
  • Ein oft fotografiertes Motiv: Soldaten, die während einer Pause Wein direkt aus der Flasche trinken © BArch, Bild 101I-569-1583-08 / Biedermann
  • Eine Fallschirmjägereinheit nach Beendigung der Kampfhandlungen. Ein Offizier im Rang eines Majors, wahrscheinlich ihr Kommandeur Walter Gericke, gibt ihnen Befehle © BArch, Bild 101I-569-1583-15 / Biedermann
  • Fallschirmjäger der Wehrmacht nach den Kämpfen in Monterotondo. Einer der Soldaten, leicht verwundet, wurde bandagiert. Rechts im Bild ist die Zivilbevölkerung der Stadt zu sehen, die von den deutschen Truppen versammelt wird © BArch, Bild 101I-569-1583-22 / Biedermann
  • Deutsche Fallschirmjäger und italienische Soldaten im Palazzo Orsini. Der deutsche Kommandeur Major Gericke ist in der Mitte zu sehen © BArch, Bild 101I-569-1583-23 / Biedermann
  • Soldaten des Königlichen Heeres kauern im Innenhof des Palazzo Orsini in Monterotondo © BArch, Bild 101I-569-1583-24 / Biedermann
  • Major Walter Gericke, Kommandeur des 2. Bataillons des Fallschirmjäger-Regiments 6, bei Verhandlungen mit den italienischen Truppen im Innenhof des Palazzo Orsini. Gericke, der von 1907 bis 1991 lebte, war nach dem Krieg General der Bundeswehr © BArch, Bild 101I-569-1583-26 / Biedermann
  • Italienische Zivilisten und Soldaten halten in einem Innenhof in Monterotondo an © BArch, Bild 101I-569-1584-13A / Biedermann
  • Junge Soldaten des Königlichen Heeres werden von deutschen Fallschirmjägern aufgehalten © BArch, Bild 101I-569-1584-29A / Biedermann
  • Fallschirmjäger der Wehrmacht eskortieren eine Gruppe von Frauen und Kindern durch eine Straße in Monterotondo. Verängstigte Zivilist:innen halten ihre Hände hoch © BArch, Bild 101I-569-1584-30A / Biedermann
  • Eine Gruppe italienischer Offiziere bei Verhandlungen © BArch, Bild 101I-569-1584-32 / Biedermann
  • Offiziere und ein Unteroffizier aus dem Kommando einer Fallschirmjägereinheit, die an dem Einsatz in Monterotondo beteiligt war. Vor ihnen liegen offene Landkarten und zwei Feldtelefone © BArch, Bild 101I-569-1584-33 / Biedermann
  • Deutsche Soldaten in einer Straße von Monterotondo
  • Ein junger Fallschirmjäger auf einer Straße in Monterotondo © BArch, Bild 101I-569-1584-35 / Erwin Seeger

Archiv 
Bundesarchiv Bildarchiv 

Fotograf
Biedermann (PK XI. Fliegerkorps)

Bibliografie
Guido Ronconi, Sprungeinsatz Monterotondo, 9. und 10. September 1943, Veit Scherzer Verlag, Bayreuth 2022

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