Bellona

Luftaufnahme von Bellona heute. Eine Kleinstadt in einer weitläufigen, grünen Ebene.
Zwischen dem 5. und dem 15. Oktober starben in Bellona und der Umgebung circa 70 Personen in Folge von Gewalttaten deutscher Soldaten, die sich auf dem Rückzug befanden. © Udo Gümpel

5 Oktober 1943 – 15 Oktober 1943 , Bellona (Caserta)

Ein Übergriff von Seiten einiger deutscher Soldaten auf eine Familie in Bellona löste eine Selbstverteidigungsreaktion aus. Als Repressalie wurde daraufhin der gesamten Bevölkerung am 7. Oktober der Befehl erteilt, den Ort zu verlassen. Dabei wurde eine Gruppe von Männern in der Kirche versammelt: Aus dieser Gruppe selektierten die Soldaten 54 Personen und erschossen sie anschließend in einem verlassenen Steinbruch. Der Steinbruch wurde gesprengt, um die Leichen zu verbergen. 

Nach der Ankunft der Alliierten kehrte die Bevölkerung in den Ort zurück und exhumierte die Leichen. In den darauffolgenden Tagen wurden im ländlichen Umland Bellonas weitere 22 Leichen von Personen gefunden, die ebenfalls von den deutschen Truppen getötet worden waren. Unter den Opfern befanden sich auch einige Jugendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren sowie mehrere ältere Menschen und sechs Angehörige des Klerus. 

Es sind keine direkten Augenzeugenberichte dieses Massakers bekannt.

Verantwortliche Einheit

Gruppe Maucke (Panzergrenadier-Regiment 115 und unterstellte Einheiten)

Täter

Oberst Wolfgang Maucke

Opfer

54 Menschen wurden am 7. Oktober im Bellona-Steinbruch erschossen, zusätzlich zu 22 Leichen, die zwischen dem 5. und 15. Oktober in der umliegenden Landschaft gefunden wurden. Unter den Opfern befanden sich mehrere Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren und einige ältere Menschen.

Deutsche Verluste: ein Toter und ein Verwundeter der Stabskompanie des Panzergrenadier-Regiments 115 aufgrund der Explosion einer Handgranate (Bellona, ​​6. Oktober 1943).

Untersuchungen und Prozesse

November 1943: amerikanischer Untersuchungsbericht 

1967: die Staatsanwalt im bayerischen Traunstein eröffnet eine Untersuchung auf Grundlage von der italienischen Regierung übermittelter Akten. Einige Verhöre von Militärangehörigen, die damals in Kampanien stationiert waren, werden durchgeführt, die Staatsanwaltschaft kann jedoch keine Straftat rekonstruieren. 1971 wird das Verfahren eingestellt. 

1994: die Militärstaatsanwaltschaft Neapel eröffnet ein Untersuchungsverfahren. 

1999: die Militärstaatsanwaltschaft Neapel beauftragt den Historiker Carlo Gentile mit einem Sachverständigengutachten. Darin wird die Verantwortlichkeit von Oberst Wolfgang Maucke bestätigt, der jedoch bereits 1963 verstorben war. 

2000: Einstellung des Untersuchungsverfahrens aufgrund der Unmöglichkeit, mit hinreichender Präzision weitere Verantwortliche des Massakers zu ermitteln. 

Streitkräfte
Wehrmacht

Das Massaker

Am 27. November 1943 stellte ein Offizier der amerikanischen 5. Armee einen Untersuchungsbericht zusammen. Zu diesem Anlass wurden die ersten Augenzeugenberichte einiger Bürger von Bellona gesammelt. Darin wurden die Namen zweier Offiziere, Hans Joachim und Sandrog, angegeben. Sie sollen die Einheiten befehligt haben, die am Tag der Tötungshandlungen vor Ort waren. Es war aber nicht möglich, sie näher zu identifizieren.

Ermittlungen und Prozesse

Mitte der 1960er Jahre, als die endgültige Verjährung nationalsozialistischer Verbrechen näher rückte, bat die deutsche Regierung um Informationen über bislang noch ungesühnte Verbrechen aus der Besatzungszeit.

Erinnerungskultur

Quellen

In der deutschen militärischen Überlieferung finden sich keine Hinweise auf das Massaker in Bellona. Es existiert jedoch eine Karte, die die Lage an der Front und die Position der verschiedenen deutschen Einheiten zum Zeitpunkt des Massakers wiedergibt (Karte der 3. Panzer-Grenadier-Division, BArch, RH 26-3/13K, sowie des XIV. Panzerkorps im Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg). 

Die Ermittlungen der amerikanischen 5. Armee sind in den National Archives in Washington einzusehen (Record Group 153: Records of the Office of the Judge Advocate General (Army), War Crimes Branch, Cases filed 1944-1949, Entry 143, Box 527: Case Villa Volturno). 

Die Ermittlungen des Militärgerichts Neapel (unter der Nummer 183/94 des Generalregisters der gemeldeten Vergehen – RGNR) werden im Archiv des Staatsanwalts bei der Militärstaatsanwaltschaft Neapel aufbewahrt. 

Der Bericht, den der Historiker Carlo Gentile 1999 dem Militärgericht Neapel vorlegte, ist einsehbar unter folgender Adresse: https://www.academia.edu/44434082/ProcMilNapoli_Bellona_1999

Auswahl der Bibliografie

Carlo Gentile, I crimini di guerra tedeschi in Italia 1943-1945, Torino, Einaudi, 2015, p. 106.

Giovanni Giudicianni, Voci nella Storia. Vicende e testimonianze della strage nazista di Bellona,Vitulazio,  Piccola Editalia, 2013.

Gabriella Gribaudi, Una rappresaglia: Bellona, 7 ottobre 1943, in: Gabriella Gribaudi (a cura di), Terra bruciata. Le stragi naziste sul fronte meridionale, Napoli, L’ancora del Mediterraneo, 2003, pp. 251-275.

Gerhard Schreiber, La vendetta tedesca. 1943-1945: le rappresaglie naziste in Italia, trad. di Marina Buttarelli, Milano, Mondadori, 2000, pp. 144-145.

Franco Valeriani, Bellona 7 ottobre 1943. Il culmine di una tragedia chiamata guerra, Vitulazio, Piccola Editalia, 2015.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Associazione "Donne per Roma"

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

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