Das Schwarz-Weiß-Foto wurde im Frühjahr 1944 aufgenommen und zeigt einen Soldaten der Division Hermann Göring, der auf einer Landstraße im Apennin einen jungen Mann kontrolliert. Der Soldat rechts im Bild trägt Uniform und einen Helm. Er schaut auf die Papiere des jungen Mannes in seinen Händen. Der andere Mann steht ihm gegenüber. Er trägt zivile Kleidung und eine Schiebermütze.
Ein Angehöriger der Division Hermann Göring kontrolliert einen jungen Mann auf einer Straße in den Apenninen, Frühjahr 1944. © BArch, Bild 101I-477-2106-08 / Fot. Freytag

Die Massaker im besetzten Italien (1943-1945) in der Erinnerung der Täter

Der Grundgedanke des Projekts ist es, in Deutschland und Italien sowie international ein Bewußtsein für diese bisher wenig beachtete Seite der komplexen deutsch-italienischen Beziehungen zu wecken. Wir möchten einen Beitrag zur Förderung von Dialog und Verständigung zwischen beiden Ländern leisten. Lange umstrittene Themen der deutsch-italienischen Geschichte sollen zum ersten Mal  differenziert und in angemessener Breite der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Der Aufarbeitung der Massaker liegt eine Asymmetrie zugrunde, aus der sich ein großer Bedarf an wissenschaftlich fundierter Auseinandersetzung mit den Tätern in beiden Ländern ergibt. Zu den Verantwortlichen und Tätern wurde nach dem Krieg lange gesamtgesellschaftlich geschwiegen. Dieser Zustand benachteiligt die Nachfahren der Opfer und hemmt sie in der Verarbeitung der erlittenen Verluste. Darin sehen wir einen erinnerungspolitischen Missstand, aus dem sich eine Auskunftspflicht Deutschlands gegenüber den Hinterbliebenen ableitet. Mit dem Projekt wollen wir dazu beitragen, die Instrumente zu schaffen, um diese Asymmetrie zu überwinden.

Wir möchten ein realitätsnahes Bild von Kontexten, Situationen und Erfahrungen sowie von Mentalitäten und Dispositionen, biografischen und sozialen Hintergründen, Entscheidungs- und Handlungsräumen sowie Legitimationsmustern der Täter vermitteln. Wir verstehen dies als Beitrag zur multidirektionalen Aufklärung: In Italien soll ein neuer, differenzierterer und zeitgemäßer Blick auf die Täter ohne Pauschalisierungen und grobe Vereinfachungen vermittelt werden. In Deutschland und international soll das Projekt dazu beitragen, das gesellschaftliche Schweigen bezüglich dieser Thematik zu durchbrechen. 

Ziel des Projekts ist es, wissenschaftlich gesicherte, multimediale, interaktive Arbeits- und Studienmaterialien zu NS-Tätern in Italien und ihren Taten zu erarbeiten und zur Anwendung bei Projekten in der Jugendarbeit und im Bildungsbereich zur Verfügung zu stellen. Zielgruppen sind Schulen und Gedenkstätten sowie lokale Museen in Italien und Deutschland. 

Thematisch verknüpft das Projekt verschiedene Bereiche der Geschichtswissenschaft miteinander: die Täterforschung, die Geschichte der juristischen Aufarbeitung der NS- und Kriegsverbrechen, die Erinnerungsgeschichte, die Erfahrungsgeschichte und schließlich die Public History für die Verbreitung der Ergebnisse in der Öffentlichkeit sowie in Museen und Gedenkstätten.

Als weitere Besonderheit ist hervorzuheben, dass es sich um ein internationales Projekt handelt, an dem Mitarbeiter*innen mit diversen fachlichen Hintergründen aus Italien und Deutschland beteiligt sind.

In der ersten Projektphase von 2019 bis 2021 lag der Fokus zunächst auf der Erarbeitung der italienischsprachigen Version der Website. Im Rahmen der aktuellen Phase von September 2022 bis Dezember 2023 wird die deutsche Version der Website sukzessive aufgebaut. 

Fallschirmspringer der deutschen Armee in Florenz, Sommer 1944. © BArch, Bild_101I-587-2260-25 / Fot. Wahner
Die folgenden Inhalte zeigen Szenen massiver psychischer und physischer Gewaltanwendung. Bitte bedenken Sie dies, bevor Sie das Bild- / Videomaterial betrachten.
”Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“
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