Tagebuch von Alfred Klonsck

Alfred Klonsck war ein in Österreich geborener SS-Soldat, der in der 3. Kompanie der Walter Reder unterstehenden Aufklärungs-Abteilung der 16. SS-Panzer-Grenadier-Division “Reichsführer-SS” diente. Die Einheit war für viele der Massaker im August und September 1944 in den Apuanischen Alpen und im Apennin bei Bologna verantwortlich (Bardine di San Terenzo und Valla, Vinca, Monte Sole). Klonsck war in der Zeit zwischen dem 20. Juli und dem 20. September 1944 bei der Aufklärungs-Abteilung. Sein Name erscheint nicht in den Listen der Angehörigen der Einheit, aber viele der Ereignisse sowie die Namen von Kameraden, die in seinen Aufzeichnungen überliefert sind, werden durch die Unterlagen der damaligen Zeit bestätigt.

Das Tagebuch wurde wahrscheinlich im September 1944 von südafrikanischen Truppen beschlagnahmt. Es ist nicht klar, ob Klonsck im Kampf gefallen ist oder gefangen genommen wurde. Auf den Inhalt des Tagebuchs wird in einer Passage der Studie des Militärhistorikers Neil Orpen, Victory in Italy (South African Forces World War II, Vol. 5, Cape Town, Purnell and Sons, 1975, S. 209) hingewiesen:

Somewhere ahead lay 16th SS Division, and the captured diary of a man from Maj Reder's battalion indicated that indiscriminate murder of civilians was being perpetrated by these Nazi fanatics. In fact, in a lecture to his men, Maj Reder [tatsächlich traf der Kompaniechef die Anweisung] had indicated that he didn't mind their killing a prisoner of war here and there, too”.

Dieses Tagebuch ist das erste und bisher einzige überlieferte derartige Dokument eines Angehörigen der Aufklärungs-Abteilung. Seine Abschrift durch den Psychological Warfare Branch (PWB) ist wahrscheinlich ungekürzt und wird in der Stanford University Library aufbewahrt (Daniel Lerner Collection, Box 5).

Von besonderem Interesse sind die konkreten Hinweise auf die von der Abteilung in den Apuanischen Alpen verübten Gewalttaten: insbesondere die Vergeltungsaktion in Castelpoggio (Massa-Carrara) am 21. August, die Anweisungen zur Tötung der alliierten Gefangenen und aller Zivilpersonen ohne Unterscheidung von Alter und Geschlecht in den "Bandendörfern". Weiterhin sind in den Aufzeichnungen die willkürlichen Gewalttaten und Plünderungen der Schwarzen Brigade von Carrara dokumentiert, deren Verwicklung in die Aktivitäten der Abteilung von größerer Intensität war als bisher angenommen. Das Tagebuch gibt Einblicke in eine komplexe, aber auch verworrene Sicht auf die Lebensrealitäten der Akteure im Krieg in Italien. Man spürt ein Unbehagen gegenüber den Aktivitäten der eigenen Abteilung, die jedoch als normal akzeptiert werden. Bemerkenswert sind auch die Hinweise auf die Konflikte zwischen Soldaten österreichischer und deutscher Herkunft. Besonders surreal ist die Passage, in der Klonsck Deutschland die Ausrottung wünscht, wie für "Millionen von Juden". Dies zeigt auch, wie verbreitet das Wissen um die Shoah und ihre Dimensionen unter den Soldaten des nationalsozialistischen Deutschlands war, insbesondere in den SS-Korps.

Auf Grundlage der Übersetzungen von Carlo Gentile hat das Theaterkollektiv ArchivioZeta Podcasts zu einigen Ego-Dokumenten in italienischer Sprache produziert. Sie finden sie jeweils auf den italienischen Seiten zu den einzelnen Dokumenten. 

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