Das Schwarz-Weiß-Porträt zeigt Anton Galler vom Kopf bis zur Brust. Er schaut direkt in die Kamera. Galler trägt die Uniform der Schutzpolizei ohne Mütze.
Anton Galler in Offiziersuniform der Schutzpolizei. Die Soldaten des von ihm geführten Bataillons waren für die meisten der Morde in Sant'Anna di Stazzema verantwortlich. © BArch, R 9361-III/50618

Anton Galler

* "30 Januar 1915" – Marktl bei Lilienfeld (Österreich)
† "21 März 1995" – Dénia (Spanien)

Anton Galler wird eine Mitverantwortung für das Massaker von Sant’Anna di Stazzema zugeschrieben. 

Er stammte aus Niederösterreich und kam früh mit dem Nationalsozialismus in Berührung. 1932 trat er in die Hitlerjugend und 1933 in die SS ein. Daraufhin musste er Österreich verlassen und absolvierte in Deutschland einen Lehrgang für SS-Führer. Er wurde der Schutzpolizei zugeteilt und war an der Deportation der polnischen und jüdischen Bevölkerung in Oberschlesien beteiligt. 1941 kämpfte er im Verband der 4. SS-Polizei-Division in Nordrussland. Ab Dezember 1943 befehligte Galler eine Kompanie der Division "Reichsführer-SS". Nach schweren Verlusten in der Toskana übernahm er Ende Juli das Kommando über das zweite Bataillon des SS-Panzer-Grenadier-Regiments 35. In dieser Rolle war er kurze Zeit später am Massaker von Sant’Anna di Stazzema beteiligt. Nach dem Massaker von Monte Sole übernahm Galler die Kontrolle über die dortigen Frontgebiete, wo weitere Morde an Zivilisten verübt wurden. In der Nachkriegszeit entging er der Verhaftung und blieb weitgehend unbehelligt.

Nationalität
östereichisch
Formation
Hitlerjugend (20.12.1932)
SS (1.3.1933)
Truppengattung
Ordnungspolizei, Waffen-SS
Eintritt in die NSDAP
Mitgliedsnr. 5756757 (24.06.1937)
Streitkraft
Waffen-SS
Einheit
Schutzpolizei (dann 4. SS-Polizei-Division)
16. SS-Panzer-Grenadier-Division "Reichsführer-SS"
Dienstjahre
1934-1945
SS-Sturmbannführer
Feldzüge und Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg
"Anschluss" Österreichs
Besatzung der Tschechoslowakei
Überfall auf Polen
Überfall auf die Sowjetunion
Krieg im Osten
Besatzung Italiens 1944-1945
Bestätigte Massaker

Sant’Anna di Stazzema

Nachkriegszeit

Lebte weitgehend unbehelligt in Österreich

Ein Verfahren wegen NS-Verbrechen in Polen wurde eingestellt

Auswanderung zunächst nach Kanada, dann nach Spanien

Ausbildung und Kriegserfahrung

Wie viele der politischen Flüchtlinge aus Österreich wurde Galler in Deutschland vom SS-Hilfswerk Dachau aufgenommen. Bald darauf trat er in die SS-Verfügungstruppe ein, wo er für die Führerlaufbahn ausgewählt wurde. Eine psychologische Untersuchung ergab, dass er einen "einfachen Charakter von mäßigen geistigen Fähigkeiten" hatte.
Eine Ganzkörperaufnahme von Galler in Schwarz-Weiß. Er trägt die Uniform der Schutzpolizei ohne Mütze und steht vor einer Leinwand, scheinbar in einem Fotostudio.
Anton Galler in Offiziersuniform der Schutzpolizei. © BArch, R 9361-III/50618

Beteiligung an Massakern an Zivilisten

Nach dem Krieg

Quellen

Die SS-Personalakten von Anton Galler ermöglichen eine genaue Rekonstruktion des Zeitraums von der Geburt bis 1945 und werden im Bundesarchiv in Lichterfelde (Berlin) aufbewahrt, siehe Akten R 9361-III/50618, R 9361-III/525588 und VBS 1069 (R 19)/ZB 1026 A. 12. Anton Gallers Leben während der Nachkriegszeit wurde von Christiane Kohl rekonstruiert, die zudem im Herbst 1999 ein Interview mit seinem Sohn führte. 

Auswahl der Bibliografie

Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943-1945, Paderborn, Ferdinand Schöningh, 2012, S. 294-296.

Christiane Kohl, Der Himmel war strahlend blau. Vom Wüten der Wehrmacht in Italien. Reportageband, Wien, Picus, 2004.

Christiane Kohl/Peter Burghardt, Viel Bräune im sonnigen Pensionistendorf, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 262, 12.11.1999, S. 3.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Giulia Gostoli

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

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