* 6 Dezember 1915 –
Rodenkirchen (Oldenburg, Niedersachsen)
† 10 September 1971 –
Hamburg
Franz Schmidt war Musiker und Dirigent beim Stabsmusikkorps der Waffen-SS. Im Frühjahr 1944 wurde er zur Division "Reichsführer-SS" versetzt und diente unter anderem unter SS-Sturmbannführer Helmut Looß. Im Rahmen des Einsatzes am Monte Sole im September 1944 führte er eine Kampfgruppe an, die das Massaker im Weiler Creda verübte.
Nach dem Krieg wurde Schmidt im Rahmen eines Entnazifizierungsverfahrens als entlastet eingestuft. Bis zu seinem Tod 1971 lebte er in Hamburg und war als Produzent von Schlagermusik sehr erfolgreich.
Franz Schmidt wurde am 6. Dezember 1915 im niedersächsischen Rodenkirchen geboren. Musikalisch begabt, meldete er sich 1933 freiwillig für eine entsprechende Laufbahn in der Kriegsmarine. Als Kapellmeister leitete er hier ein Musikkorps. 1941 wechselte er zur Waffen-SS. Mit dem Stabsmusikkorps des SS-Führungshauptamts in Berlin entwickelte er ein ambitioniertes klassisches Musikprogramm. Er dirigierte das Stabsmusikkorps bei einer Aufführung der 5. Symphonie von Anton Bruckner in der Berliner Philharmonie. Herbert von Karajan soll anwesend gewesen sein und die Aufführung ausdrücklich gelobt haben. Schmidt gehörte zu den vielversprechendsten jungen Dirigenten im nationalsozialistischen Musikbetrieb.
In Italien mit der 16. SS-Panzer-Grenadier-Division "Reichsführer-SS"
Im Frühjahr 1944 wurde Schmidt zum Zweck der Fronterfahrung als SS-Hauptsturmführer in die 16. SS-Panzer-Grenadier-Division "Reichsführer-SS" versetzt. Er wurde zum Divisionskommando abgeordnet, wo er nach kurzer Zeit neben seinen Aufgaben als Dirigent des Divisionsorchesters (mit Konzerten in Ungarn und Florenz) verschiedene weitere Positionen innehatte.
Er war zunächst Ordonnanzoffizier des Divisionskommandeurs (O5), dann Stellvertreter des erkrankten Adjutanten und zuletzt Ordonnanzoffizier (O3) der Ic-Abteilung unter SS-Sturmbannführer Helmut Looß.
Beteiligung an Massakern an Zivilisten
Im Rahmen des Einsatzes am Monte Sole am 29. September 1944 befehligte Schmidt einen Stoßtrupp, wie er in einem Brief an einen hochrangigen SS-Führer in Berlin schrieb.
Creda bei Monte Sole
Im Rahmen des Einsatzes am Monte Sole am 29. September 1944 führte Schmidt einen Stoßtrupp, wie er in einem Brief an den nationalsozialistischen Kulturbürokraten und SS-Führer Hans Hinkel am 12. Oktober 1944 schrieb.
Wie Max Simon im Prozess 1947 angab, setzte sich Schmidts Stoßtrupp aus Männern der Divisions-Begleit-Kompanie 16, aus Personal der Versorgungsabteilungen der beiden Panzergrenadierregimenter und aus Angehörigen der Ic-Abteilung zusammen.
Die Einheit wurde in der Gegend von Creda, Vallego und Prunara eingesetzt und hatte als Ziel die Ortschaft San Martino. Für diese Aktion, bei der - nach seinen Worten - "150 Feinde" getötet wurden, erhielt Franz Schmidt am 30. September 1944 das Eiserne Kreuz 2. Klasse.
Im Herbst 1944 kehrte er nach Deutschland zurück, um seine Dirigententätigkeit im Rahmen der SS wieder auszuüben.
Als O3 arbeitete ich nun ausschließlich beim Abwehroffizier (Ic) und erwarb mir im Rahmen dieser Tätigkeit durch die erfolgreiche Führung eines Stoßtrupps in das Hauptquartier einer militärisch gut geführten und straff organisierten kommunistischen Bandenbrigade (150 Feindtote ohne eigene Verluste) das E.K. II.
1948 wurde Franz Schmidt dem Entnazifizierungsverfahren unterzogen und in die niedrigste Kategorie, die V (Entlastete), eingestuft.
Entnazifizierung und Musikproduktion
1948 wurde Franz Schmidt im Rahmen eines Entnazifizierungsverfahren in die niedrigste Kategorie V, Entlastete, eingestuft. Nach dem Krieg lebte er unter dem Namen Franz Schmidt-Norden in Hamburg. Als Musikproduzent war er zunächst bei Philips tätig. 1961 wechselte er zum Plattenlabel Ariola und wurde dessen Produktionsleiter in Norddeutschland.
Schmidt-Norden produzierte Schlager, Pop- und Beatmusik, darunter auch Platten von Rex Gildo, Mary Roos sowie The Rattles, einer der bekanntesten deutschen Beatmusikgruppen der frühen 1960er Jahre. Er starb am 10. September 1971 in Hamburg.
Quellen
Franz Schmidts SS-Personalakte wird im Bundesarchiv in Berlin aufbewahrt (R 9361-III/170055 und R 9361-III/551794). Über die seiner Kampfgruppe zugeschriebenen Verbrechen im Raum um Monte Sole geben die Akten der Prozesse gegen Walter Reder 1951 in Bologna und gegen Max Simon in Padua 1947 Aufschluss. Diese Akten befinden sich beim Militärgericht in Rom und in den National Archives in London.
Der zitierte Brief von Franz Schmidt vom 12.10.44 stammt aus dem Berlin Document Center (heute Bundesarchiv). Die Kopie des Originals befindet sich im Prieberg-Archiv am Institut für Musikwissenschaft der Universität Kiel. Die Akten über Schmidts Entnazifizierungsverfahren befinden sich im Staatsarchiv Hamburg (221-11, F(P) 993).
Auswahl der Bibliografie
Luca Baldissara, Paolo Pezzino, Il massacro. Guerra ai civili a Monte Sole, Bologna, Il Mulino, 2009, S. 94, 95, 111, 211.
Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945, Kiel, Prieberg, 2004.
Klaus Riehle, Herbert von Karajan. Neueste Forschungsergebnisse zu seiner NS-Vergangenheit und der Fall Ute Heuser, Vienna, ibera/European University Press, 2017, S. 407-425.
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