Cavriglia

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Verantwortliche Einheit

Wach-Kompanie LXXVI. Panzerkorps; Alarmkompanie Vesuv; Fallschirm-Panzer-Pionier-Bataillon "Hermann Göring"

Kommando

Generalkommando LXXVI. Panzerkorps, Fallschirm-Panzer-Division "Hermann Göring"

Täter

Hauptmann Heinz Barz

Opfer

173 (Daten der Gemeinde Cavriglia: 93 Opfer in Meleto, 74 in Castelnuovo dei Sabbioni, vier im Weiler San Martino und zwei im Weiler Massa dei Sabbioni).

Untersuchungen und Prozesse

September 1944 - Juni 1945: Untersuchungen der englischen SIB

1999: Ermittlungen des Militärgerichts von La Spezia- im folgenden Jahr wegen des Todes der Verdächtigen eingestellt.

2004-2012: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dortmund

Streitkräfte

Wehrmacht

Das Massaker

• Das Massaker von Meleto

  In Meleto, einem Weiler in der Gemeinde Cavriglia, wohnten zum Zeitpunkt der Tat etwa 600 Menschen, darunter viele Geflüchtete. Am frühen Morgen drangen Soldaten der Division „Hermann Göring“ in das Dorf ein und umstellten es weiträumig. Sie begannen dann in kleinen Gruppen mit der Durchsuchung. Alle männlichen Bewohner wurden aus ihren Häusern geholt und zum Hauptplatz gebracht, wo innerhalb kurzer Zeit etwa 100 Männer zusammengetrieben wurden. Unter ihnen befand sich auch der Pfarrer des Dorfes, Don Giovanni Fondelli, der angesichts der drohenden Gefahr allen die Absolution erteilte. 

  Auch in Meleto wurden, wie bei den vorangegangenen Massakern von Civitella und San Pancrazio, Frauen und Kinder gewaltsam vertrieben. Nach einigen Stunden wurden die Männer in vier Gruppen aufgeteilt, zu Höfen in der Nähe des Dorfes geführt und mit Maschinengewehren erschossen. Ihre Leichen wurden angezündet. Insgesamt töteten die deutschen Soldaten in Meleto 93 Männer.

• Das Massaker von Castelnuovo dei Sabbioni

  Castelnuovo dei Sabbioni war ein Dorf mit etwa 800 Einwohnern, das am Rande einer großen Braunkohlehalde im Valdarno-Becken lag. Seine Bewohner waren überwiegend Bergleute oder anderweitig beim örtlichen Bergbauunternehmen beschäftigt. 

  Am 4. Juli kesselten die Truppen frühmorgens Castelnuovo ein und durchsuchten systematisch die Häuser. Sie teilten die festgenommenen Männer in zwei Gruppen auf und hielten eine auf dem Hauptplatz und eine im unteren Teil des Dorfes fest. In der ersten befand sich auch der Pfarrer Don Ferrante Bagiardi. Frauen und Kinder sollten den Ort verlassen, was aber nicht alle taten. Die etwa 60 Männer auf dem Hauptplatz wurden während der langen Wartezeit von Soldaten bewacht. Der Pfarrer hatte vergeblich versucht, sich bei den deutschen Befehlshabern für die Festgenommenen einzusetzen. Als er erkannte, dass die Erschießung unmittelbar bevorstand, teilte er die Kommunion aus. Unmittelbar danach begann auf Befehl eines Offiziers die Erschießung mit Maschinengewehren. Nur wenige der Männer konnten fliehen. Kurz darauf wurde eine zweite kleinere Gruppe auf den Platz gebracht und erlitt das gleiche Schicksal. 

  Die im unteren Teil des Dorfes festgesetzte Gruppe wurde auf ihrem Weg zum Platz angehalten. Ohne jegliche Erklärung wurden sie aufgefordert, in ihre Häuser zurückzukehren und dort zu bleiben. 

  Im Gegensatz zu anderen Massakern waren einige Frauen und Kinder im Dorf geblieben und wurden so teils Augenzeugen der Hinrichtungen. Die Leichen der Erschossenen wurden mit Möbeln und anderem brennbaren Material bedeckt und angezündet. 

  Insgesamt töteten die Soldaten in Castelnuovo dei Sabbioni 74 Männer. Weitere sechs wurden in den Orten San Martino und Massa dei Sabbioni in der unmittelbaren Umgebung getötet. Das Alter der Opfer lag zwischen 15 und 88 Jahren.

• Ermittlungen der Nachkriegszeit

  Der englische SIB begann im September 1944, Beweise und Zeugenaussagen zu sammeln. Die direkten Verantwortlichen für die Gewalttaten blieben jedoch weitgehend unbekannt und wegen des Verbrechens wurde nicht weiter ermittelt. 

  Erst im Anschluss an die internationale Konferenz In Memory. Per una memoria europea dei crimini nazisti im Juni 1994 in Arezzo erhielt der Historiker Carlo Gentile den offiziellen Auftrag der Gemeinde Cavriglia, die für die Massaker verantwortlichen Angehörigen der Division "Hermann Göring" zu identifizieren. Hierfür konsultierte er Dokumente in alliierten und deutschen Archiven. 

  Im Mai 1999 leitete die Militärstaatsanwaltschaft La Spezia ein Verfahren gegen den ehemaligen Unteroffizier Rudolf Groner ein, der zum Zeitpunkt des Geschehens der 3. Nachschubkompanie der Division "Hermann Göring" angehört hatte. Da Groner allerdings bereits Mitte der 1980er Jahre im spanischen Málaga verstorben war, wurde das Verfahren rasch eingestellt.

  Die 2004 von der Staatsanwaltschaft Dortmund eingeleiteten Ermittlungen wurden am 19. Juli 2012 ohne Ergebnis eingestellt.

Erinnerung