Ein Porträt in Schwarz-Weiß von 1940, das Max Simon vom Kopf bis zum Rumpf zeigt. Er trägt eine Brille und seine SS-Uniform: Der Totenkopf auf seiner Mütze weist ihn als Mitglied der gleichnamigen SS-Division aus. Seine Kragenspiegel zeigen, dass er zum Zeitpunkt der Aufnahme SS-Standartenführer war.
Porträt von Max Simon als SS-Standartenführer im Jahr 1940. Simon war SS-Gruppenführer der 16. SS-Panzer-Grenadier-Division ”Reichsführer-SS” in Italien von Ende Mai bis Anfang November 1944 © BArch, Bild 101III-Cantzler-042-16 / Fot. Cantzler / CC-BY-SA 3.0

Max Simon

* " 6 Januar 1899" – Breslau (heute Wrocław, Polen)
† " 1 Februar 1961" – Lünen (Unna, Nordrhein-Westfalen)

Seit 1943 befehligte Max Simon die 16. SS-Panzer-Grenadier-Division "Reichsführer-SS". Die Einheit verübte unter seiner Führung von Mai bis November 1944 zahlreiche schwere Massaker an der italienischen Zivilbevölkerung, unter anderem in Sant’Anna di Stazzema und bei Marzabotto. 

Simon stammte aus einer preußischen Kleinbürgerfamilie. Seine lange militärische Karriere begann er als Unteroffizier der Kavallerie der Reichswehr. 1931 wurde er Mitglied der NSDAP und trat 1934 in die SS ein. Nach seiner Übernahme in die neu geschaffene Inspektion der Konzentrationslager war er zunächst als Kommandant der Wachtruppe in Sachsenburg stationiert. 1937 wurde ihm in Dachau das Kommando über die 1. SS-Totenkopf-Standarte "Oberbayern" übertragen. Von 1939 bis 1940 führte er das 1. SS-Totenkopf-Infanterieregiment, dann kämpfte er bis 1941 in Frankreich und an der Ostfront. Er gehörte zu den wichtigsten Offizieren der Totenkopf-Division, die für Gewaltexzesse und fanatischen Kampfgeist bekannt war. 

Für die  Verbrechen in Italien verhängte ein Militärgericht in Padua 1947 die Todesstrafe gegen Simon. Das Urteil wurde später in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Nach sieben Jahren Haft wurde er begnadigt. 

Nationalität
deutsch
Formation
1917-1919 Deutsches Heer
1919-1929 Reichswehr
1934-1945 Politische Bereitschaften, SS-Totenkopf-Verbände, Waffen-SS
Truppengattung
Deutsches Heer Waffen-SS
Eintritt in die NSDAP
1931
Streitkraft
Waffen-SS
Einheit
SS-Panzer-Grenadier-Division "Totenkopf"
16. SS-Panzergrenadier-Division "Reichsführer-SS"
XIII. SS-Armeekorps
Dienstjahre
1917-1929 / 1933-1945
Dienstgrad
SS-Gruppenführer
Feldzüge und Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg
"Anschluss" Österreichs
Besatzung der Tschechoslowakei
Überfall auf Polen
Westfront
Überfall auf die Sowjetunion
Ostfront
Besatzung Italiens 1943-1945
Kämpfe der Endphase des Krieges in Deutschland
Bestätigte Massaker

Als Kommandeur war er für alle Massaker verantwortlich, die von seiner Division verübt wurden: Pisa, San Rossore, Lago di Massaciuccoli, Sant 'Anna di Stazzema, Bardine di San Terenzo, Valla, Vinca, Laiano di Filettole, Camaiore, Massa, Bergiola Foscalina, Fosse del Frigido, Monte Sole, Casalecchio di Reno, San Cesario sul Panaro und Vignola.

Nachkriegszeit

Prozess vor dem britischen Militärgericht in Padua, Todesurteil (1947), umgewandelt in lebenslange Haft (1951) und Inhaftierung im Militärgefängnis Werl
Vorzeitige Freilassung 1954
1954-1960: Prozess wegen der Ereignisse von Brettheim 1945

Ausbildung und Kriegserfahrung

Theodor Eicke, Kommandant von Dachau, berief Simon zur neu gegründeten Inspektion der Konzentrationslager. Hier entstand eine speziell für das Lagerpersonal konzipierte Ausbildungsform, die sogenannte Dachauer Schule. Das Personal sollte distanziert und diszipliniert sein und gleichzeitig den Gefangenen mit äußerster Härte und ohne jede Toleranz entgegentreten. Viele der späteren Bataillons- und Kompaniekommandeure der 16. SS-Panzer-Grenadier-Division 'Reichsführer-SS' durchliefen diese Ausbildung.
Eicke ließ keinen Zweifel daran, dass Simon seinem Idealbild des "politischen Soldaten" entsprach, der in sich "außergewöhnliche Härte" mit "innere[r] Herzlichkeit" verband. Die Mischung von Schärfe und väterlicher Fürsorge gegenüber den Soldaten, die seine Persönlichkeit ausmachten, deckten sich in jeder Hinsicht mit Eickes Vorstellungen. Sie garantierte, dass Simons Männer bereit sein würden, für ihn "durchs Feuer" zu gehen.
  • Das Schwarz-Weiß-Foto von 1944 zeigt Max Simon am Rande eines Sportplatzes, vor einer mit Soldaten voll besetzten, überdachten Tribüne stehend. Der Kamera hat er seine rechte Seite zugewandt und blickt geradeaus auf den Sportplatz. Seine Arme sind hinter seinem Rücken verschränkt. Er trägt eine Brille und seine Uniform samt Mütze.
    Sportplatz in Oradea (Rumänien), 20. April 1944. Der SS-Gruppenführer der 16. SS-Division, Max Simon, wartet auf den Beginn eines Sportfestes, bei dem er eine Gruppe von Soldaten auszeichnen wird. © Privatarchiv Nils Olger, Wien
  • Die Aufnahme in Schwarz-Weiß zeigt zwei Soldaten mit Helmen von hinten. Vor ihnen steht Max Simon, der sie gerade auszeichnet. Er trägt eine Brille und seine Uniform. Auf seiner Mütze ist klar der Totenkopf der gleichnamigen SS-Division zu erkennen.
    Sportplatz in Oradea (Rumänien), 20. April 1944. Der SS-Gruppenführer der 16. SS-Division, Max Simon, überreicht SS-Soldaten der Aufklärungseinheit von Walter Reder militärische Orden. © Privatarchiv Nils Olger, Wien

Beteiligung an Massakern an Zivilisten

Unter seinem Kommando verlor die "Reichsführer-SS"-Division Tausende von Männern an der Front. Sie tötete rund 2.000 italienische Zivilisten, zumeist Frauen und Kinder, und gilt heute als die bei weitem gewalttätigste Division der Besatzungsmächte in Italien.

Nach dem Krieg

Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die Max Simon in Haft im westfälischen Werl zeigt. Er sitzt auf einer Bank und hält eine Gießkanne mit beiden Händen, aus der das Wasser herausläuft. Sein Blick ist nach unten gewandt und er wirkt unglücklich. Er trägt eine Brille und am linken Handgelenk eine Armbanduhr.
Max Simon im Kriegsverbrechergefängnis im westfälischen Werl. 1954 wurde er nach sieben Jahren aus der Haft entlassen. © Stadtarchiv Werl, Nachlass 10

Quellen

Die Hauptquellen für die Rekonstruktion der Biographie von Max Simon sind seine Personalakten als SS-Offizier sowie die Unterlagen, die Verteidigung und Anklage für seine Prozesse erstellten. Die in der Bibliographie erwähnte Studie von Franz Josef Merkl zitiert Quellenmaterial aus 30 Archiven in ganz Europa und den USA. Für die Personalakten siehe Bundesarchiv Berlin (R 9361-III/194365, R 9361-III/556921, R 601/2389). Für Ermittlungen und Prozesse siehe das Bundesarchiv in Ludwigsburg und Koblenz, das Staatsarchiv in Augsburg und das Staatsarchiv in Nürnberg, die National Archives in Kew (London) und die National Archives der Vereinigten Staaten im College Park in Maryland. 

Auswahl der Bibliografie

Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943-1945, Paderborn, Schöningh, 2012, S. 286-290.  

Franz Josef Merkl, General Simon, Lebensgeschichte eines SS-Führers. Erkundungen zu Gewalt und Karriere, Kriminalität und Justiz, Legenden und öffentlichen Auseinandersetzungen, Augsburg, Wißner, 2010.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Giulia Gostoli

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

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