San Martino di Caprara

Im Vordergrund die Überreste des Dorfes San Martino. Im Hintergrund ist der Monte Sole zu sehen.
San Martino di Caprara war der Standort einer alten Kirche und das Zentrum der Gemeinde Monte Sole. Zwischen dem 29. und 30. September 1944 wurden dort 55 Menschen getötet. © Udo Gümpel

30 September 1944 , San Martino di Caprara, Ortsteil der Gemeinde Marzabotto (Bologna, Emilia Romagna)

Mit seiner Pfarrkirche war das Dorf San Martino das Zentrum der Gemeinde Monte Sole. Die deutschen Truppen vermuteten hier den Gefechtsstand der Partisanenbrigade “Stella Rossa”.

Die Ereignisse des 29. und 30. September lassen sich nur schwer rekonstruieren. Die 1. und 5. Kompanie der Aufklärungs-Abteilung von Walter Reder trafen am 30. September im Ort ein. Sie schossen auf die Häuser, weil sie sie für Partisanenverstecke hielten, fanden aber weder Menschen noch Waffen. Später holten sie die lokalen Familien aus ihren Verstecken und erschossen sie.

Verantwortliche Einheit

1. und 5. Kompanie SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 16 „Reichsführer-SS“

Täter

Hermann Bühler, Helmut Wulf

Opfer

55

Streitkräfte
Waffen-SS
Eine Detailaufnahme zeigt die Inschrift des Denkmals für die Opfer.
Details des Denkmals zur Erinnerung an die Opfer. © Udo Gümpel
  • Eine Luftaufnahme zeigt die Ruinen des Dorfes. Die Bäume des Waldes in der Umgebung tragen keine Blätter. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.
    San Martino di Caprara in der Emilia-Romagna. © Udo Gümpel
  • Auf einem niedrigen Mauerrest ist eine Metallkonstruktion befestigt. In der Mitte hängt eine abstrakte Eisenfigur von Jesus am Kreuz, darum herum sind Tafeln mit Widmungen angebracht.
    Denkmal in San Martino di Caprara zum Gedenken an die Opfer. © Udo Gümpel
  • Eine Detailaufnahme von einer der Tafeln mit der Widmung für die Opfer.
    Detailaufnahme des Denkmals. © Udo Gümpel

«Wir erreichten diesen Ort gegen 9 Uhr. Er bestand aus einer Kirche und 3 Bauernhäusern. Der Unterscharführer Wolf entfaltete den Zug in der Stärke von 20 Mann rund um das Dorf und das Feuer der leichten Waffen wurde etwa 10 Minuten lang auf das Dorf konzentriert. Dann wurde der Befehl erteilt, das Feuer einzustellen. Unsere Soldaten betraten die Gebäude und fanden sie verlassen und ohne Waffen vor, ausgenommen einer alten Frau.»

«Unsere kurze Ruhepause wurde von dem Erscheinen einer Gruppe von 30-40 Frauen und Kindern unterbrochen, die von 3 SS-Soldaten eskortiert wurden, die, wie ich vermute, der 2. oder 3. Komp. angehörten. Sie führten die Gruppe dorthin, wo wir saßen und fragten Boehler, was sie mit ihnen machen sollten. Er sagte: Sie müssen erschossen werden.» 

Julien Legoll, November 1944

In der Mitte der Überreste der Kirche von San Martino steht ein Eisengestell, unterhalb dessen eine runde Scheibe angebracht ist. Die Struktur erinnert an einen großen Gong.
Überreste der Kirche von San Martino di Caprara. © Udo Gümpel

Auswahl der Bibliografie

Luca Baldissara, Paolo Pezzino, Il massacro. Guerra ai civili a Monte Sole, Bologna, Il Mulino, 2009, pp. 130-136, 211-218, 585-586.

Dario Zanini, Marzabotto e dintorni, 1944, Bologna, Ponte Nuovo, 1996, pp. 460-463.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Giulia Gostoli

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

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