Juristische Akten

Im Zuge von Ermittlungs- und später Gerichtsverfahren sammelten und erstellten zunächst die alliierten, dann auch die italienischen und schließlich ab den 1960er Jahren die Justizbehörden der Bundesrepublik Deutschland eine Fülle von Unterlagen zu  den Kriegsverbrechen im besetzten Italien. Diese Dokumente sind heute in Archiven in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland und Italien einzusehen. 

Im Hinblick auf dieses Material sind einige quellenkritische Hinweise nötig: So ist darauf zu achten, dass es sich bei solchen Akten in der Regel um frühe Tatbestandsaufnahmen handelt, deren Aussagen erst durch Hinzuziehen weiterer Quellen überprüft und abgesichert werden kann. Nur die Ergebnisse abgeschlossener Prozesse können als schlüssig angesehen werden. Doch auch hier wird im Anschluss die historiografische Forschung fortgesetzt: Die Entdeckung neuer Dokumente kann Ergänzungen, neue Bewertungselemente oder sogar Änderungen der Prozessergebnisse zur Folge haben.

Juristische Dokumente © Privatarchiv Carlo Gentile

Bundesarchiv Ludwigsburg

Ein wichtiger Teil des gerichtlichen Materials wurde von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen (ZSL) in Ludwigsburg bei Stuttgart gesammelt. Die Ende 1958 gegründete ZSL leitete mehr als 7250 Vorermittlungsverfahren ein und ermittelte gegen viele tausend Deutsche. Mit dem Übergang der Unterlagen in eine lokale Zweigstelle des Bundesarchivs ab dem 1. Januar 2000 bietet diese Einrichtung auch für Historiker gute Arbeitsbedingungen. 

In den hiesigen Beständen findet sich eine Fülle von Material, das für die Untersuchung der Massaker in Italien von Interesse ist. Die Zentrale Stelle hat in diesem Bereich Dutzende von Ermittlungsverfahren eingeleitet, die dann an die zuständigen Justizbehörden übergeben wurden. Die jüngsten Fälle betreffen die Massaker von Sant'Anna di Stazzema, Monte Sole, Vallucciole und Civitella, die nach 2000 eingeleitet wurden. Das von den deutschen Ermittlern gesammelte Material, insbesondere die Protokolle der Vernehmungen von Zeugen und Verdächtigen, ermöglichen neue Erkenntnisse über den Ablauf dieser Gewalttaten.

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