Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt vier Kradmelder auf ihren Motorrädern vor einem Gebäude. Sie stehen in einer Reihe nebeneinander und haben ihre Hand auf die Schulter des jeweiligen Nebenmannes gelegt.
Kradmelder des Grenadier-Regiments 274 in Italien. © Generalmilitärstaatsanwaltschaft in Rom

Grenadier-Regiment 274

Das Grenadier-Regiment 274 entstand im September 1939 als Infanterie-Regiment und war Teil der 94. Infanterie-Division. Das Regiment wurde im Januar 1943 bei den Kämpfen im Kessel von Stalingrad vernichtet und im Frühjahr in Frankreich neu aufgestellt. Im Sommer 1943 wurde es zusammen mit der 94. Infanterie-Division nach Oberitalien verlegt und im Raum Piacenza eingesetzt, wo es nach dem Waffenstillstand am 8. September die italienischen Truppen entwaffnete und internierte. Das Regiment wurde anschließend nach Mittelitalien verlegt und kämpfte in den ersten Monaten des Jahres 1944 an der Front gegen amerikanische und französische Truppen. Der alliierte Durchbruch im Bereich der 94. Division Mitte Mai 1944 führte zu einer schweren militärischen Krise, und zum Zusammenbruch der Front von Cassino. Das Grenadier-Regiment 274 wurden als Verstärkung der 305. Infanterie-Division unter General Friedrich-Wilhelm Hauck zugeteilt. Seine Soldaten kämpften in Umbrien, am Trasimenischen See und schließlich im Raum Arezzo. In dieser Phase des Krieges kam es im Befehlsbereich des Regiments, das unter der Führung von Oberst Wolf Ewert stand, zu Massakern an der Zivilbevölkerung in San Polo, San Severo und auf dem Gehöft Badicroce.

Truppengattung
Heer
Streitkraft
Wehrmacht
Kommandeure
Oberst Werner Reich 1.3.1943-25.1.1944+
Oberst Wolf Ewert 1.2.1943-1.9.1944
Oberst Friedrich Ullmann 4.9.1944 – April 1945+
Feldzüge und Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg
Westfront 1940
Ostfront 1941-1943
Schlacht um Stalingrad 1942-43
Besetzung Frankreichs 1943
Besetzung Italiens und Italienfront 1943-1945
Bestätigte Massaker

San Polo; San Severo; Badicroce; Provinz Arezzo im Juli 1944

Unter den Offizieren des Regimentsstabs war nur Oberst Ewert Offizier im aktiven Dienst, alle anderen waren Reserveoffiziere. Der Jüngste war Ewerts Adjutant, der 22 Jahre alte Oberleutnant Günther Schmidt. Der Älteste war der dritte Ordonnanzoffizier, der 44-jährige Oberleutnant Alfred Graw. Die anderen beiden Ordonnanzoffiziere waren der 29 Jahre alte Klaus Konrad und der 34 Jahre alte Hans-Joachim Schoenborn.
Die wenigen mehr oder weniger intakt gebliebenen Einheiten darunter das Grenadier-Regiment 274 von Oberst Ewert, wurden als Verstärkung der 305. Infanterie-Division unter General Friedrich-Wilhelm Hauck zugeteilt und kämpften in Umbrien, am Trasimenischen See und anschließend im Raum Arezzo. Während der Kämpfe in den Bergen zwischen dem Trasimenischen See und Arezzo kam es im Einsatzgebiet des Regiments zu einer Reihe von Massakern an der Zivilbevölkerung, unter anderem in San Polo, San Severo und auf dem Gehöft Badicroce. 
  • Eine alte Landkarte zeigt das Gebiet um Arrezzo mit Straßen und Flüssen. Der Verlauf der Front wurde händisch eingezeichnet.
    Die Frontlinie im Juni 1944. Nicht weit von San Polo, in Antria, wurde das Kommando der 305. Infanterie-Division einquartiert, unter dessen Befehl das Grenadier-Regiment 274 zum Zeitpunkt des Massakers stand. © BArch, RH 20-10/17K
  • Eine Liste mit den Namen der Offiziere des Grenadier-Regiments 274: Sie gibt Aufschluss über deren Rang, außerdem über das Alter und den zivilen Beruf. In der Liste finden sich die Namen Wolfgangs Ewerts und Klaus Konrads.
    Stellenbesetzung der Offiziere des Grenadier-Regiments 274 am 15. Juni 1944. © BArch, RH_20-10/204
  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt Offiziere des Regiments, die lächelnd vor einer Hauswand posieren. Alle tragen Uniform, aber nur Generalleutnant Steinmetz in der Mitte des Bildes trägt Mütze.
    Ein Gruppenfoto mit einigen Offizieren des Regiments. In der Mitte des Bildes ist General Steinmetz, der Kommandeur der 94. Infanterie-Division. Hinter ihm stehen Leutnant Günther Schmidt (rechts) und Oberleutnant Herbert Hantschk (links). © Generalmilitärstaatsanwaltschaft Rom
  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt 12 ehemalige Angehörige des Regiments in einem Raum vor einer Wand mit Vorhängen. An einem Tisch im Vordergrund sitzen vier Männer, darunter General Steinmetz, nebeneinander an einem Tisch. Hinter ihnen stehen in zwei Reihen die weiteren Männer, darunter Klaus Konrad.
    Ein Treffen ehemaliger Mitglieder des Regiments nach dem Krieg. Unter anderem erkennt man Konrad (4. stehend von links) und General Steinmetz (1. der Sitzenden). © Generalmilitärstaatsanwaltschaft Rom

Quellen 

Die Unterlagen der 94. Infanterie-Division und die des Grenadier-Regiments 274 sind verschollen. Spuren ihres Handelns finden sich allerdings in den Dokumenten ihrer militärischen Oberkommandos im Militärarchiv des Bundesarchivs. Hinweise auf die Tätigkeit des Regiments in der Toskana finden sich in den Akten der 305. Infanterie-Division (RH 26-305/26). Es handelt sich um vereinzelte Operationsbefehle, die der Divisionsstab zwischen Ende Juni- und Anfang Juli 1944 für die Kämpfe im Gebirge zwischen Cortona und Arezzo sowie in den Alpe di Poti ausgab. Ein nach der Kapitulation zusammengestellter Bericht der 10. Armee liefert einen allgemeinen Überblick über die Einsätze der Division in Italien (RW 64/12: Bericht über den Abwehrkampf der 10. Armee in Italien, S. 83-104). 

Nach Kriegsende publizierte die Kameradschaft der ehemaligen 94. Infanterie-Division zwei Divisionsgeschichten (s. Bibliografie). Das Tagebuch und die Memoiren von Wolf Ewert wurden von seinem Sohn 2012 veröffentlicht (s. Bibliografie). Weitere Informationen über die Division und das Regiment gehen aus den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gießen in den Jahren 1967-1972 hervor (Hauptstaatsarchiv Darmstadt, HStAD H 13 Giessen Nr. 4884/1-17) sowie aus den Ermittlungen der Militärstaatsanwaltschaft von La Spezia (pp n. 261/04 RNR, San Polo), die im Archiv des Militärgerichts Rom liegen.

Auswahl der Bibliografie 

Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943-1945, Paderborn, Schöningh, 2012, S. 371-374. 

Erinnerungsbuch der 94. Infanterie-Division an die Kriegsjahre 1943-1945. Einsatz in Italien, Hannover, Selbstverlag, 1973. 

Malte Ewert, Ein deutscher Offizier. Kriegserinnerungen 1940-1945 aus der Sicht des Bataillons-, Regiments- und Divisionskommandeurs Generalmajor Wolf Ewert, Meime, Education & Art Publ. Ewert, 2012. 

Wolfgang Wiedemann, Meine Erlebnisse in der neu aufgestellten 94. Infanteriedivision in Italien vom August 1943-April 1945, Heidelberg, Selbstverlag, 1997.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Associazione "Donne per Roma"

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

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