Tagebuch von Georg Zellner

Georg Zellner war ein 38-jähriger Wehrmachtsoffizier und Kommandeur eines Bataillons der 44. Reichsgrenadier-Division "Hoch- und Deutschmeister", einer Wiener Infanterie-Division. Er trat 1926 als Berufsunteroffizier in die Reichswehr ein und war ab 1934 ständiger Offizier. Bei Kriegsausbruch diente er im Kommando eines Regiments an der Westfront und nahm 1940 am Frankreichfeldzug teil. Im Anschluss daran wurde er dem Oberkommando des Heeres (OKH) als Verbindungsoffizier zu den Jugendorganisationen der NSDAP, wie der Hitlerjugend, zugeteilt. Ab 1943 führte ein Bataillon der 44. Division, die nach ihrer Aufreibung in Stalingrad in Belgien neu aufgestellt worden war. Bis zu seiner Verlegung an die Westfront im Sommer 1944 hatte Zellner diese Position inne. Nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten vom 8. September 1943 nahm er an der Entwaffnung des italienischen Militärs in Südtirol und im Trentino teil. Anschließend wurde er in Mantua stationiert und war direkt an einer der ersten Vergeltungsaktionen der Wehrmacht beteiligt, der Erschießung von zehn italienischen Soldaten in Valletta dell'Aldriga in der Nähe von Curtatone am 18. September 1943. In Italien war Zellner an der Front bei Cassino und zog sich dann mit seiner Einheit durch Mittelitalien zurück.

Eine Abschrift des Tagebuchs - angefertigt auf einer Schreibmaschine in den 1970er oder 1980er Jahren - ist im Bundesarchiv-Militärarchiv (MSg 2/13458) erhalten. 

Zellner bekräftigt in seinem Tagebuch immer wieder seine Zuneigung zu seiner Familie und insbesondere zu seiner Frau ("Mutti"). Daneben finden sich Hinweise auf den Konsum von Alkohol und den wiederholten Gebrauch von Pervitin, einem Methamphetaminpräparat, das während des Zweiten Weltkriegs unter den Soldaten der Streitkräfte verschiedener Länder verteilt wurde. Mitunter äußert Zellner in überraschenden Gefühlsausbrüchen Ungeduld über den Krieg und das Militärleben.

Die Schilderung der Kriegsereignisse ist lebendig und oft dramatisch, insbesondere die der Kämpfe in Cassino und des Rückzugs durch den umbrischen und toskanischen Apennin. Gewalt wird als integraler Bestandteil des Krieges akzeptiert. Auch Vergeltungsmaßnahmen werden als normal angesehen, selbst wenn sie mit einem Hauch von Verärgerung oder persönlichem Unbehagen geschildert werden.

Auf Grundlage der Übersetzungen von Carlo Gentile hat das Theaterkollektiv ArchivioZeta Podcasts zu einigen Ego-Dokumenten in italienischer Sprache produziert. Sie finden sie jeweils auf den italienischen Seiten zu den einzelnen Dokumenten. 

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