Cerpiano
29 September 1944 – 30 September 1944 , Cerpiano, Ortsteil der Gemeinde Monzuno (Bologna, Emilia Romagna)
Viele Frauen und Kinder hatten in Cerpiano Zuflucht gefunden. Am Morgen des 29. September sammelten die Soldaten der 2. Kompanie der Aufklärungs-Abteilung unter Walter Reder die Menschen in der Kapelle, schossen auf sie und warfen Handgranaten. Nur eine Lehrerin und zwei sehr kleine Kinder überlebten. Nach dem Massaker wurde Cerpiano zum Gefechtsstand und Stützpunkt der deutschen Truppen in der Region, und es kam dort zu weiteren Gewalttaten an den Überlebenden.
- Verantwortliche Einheit
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2. Kompanie der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 16 „Reichsführer-SS“
- Täter
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Walter Reder, Werner Horst Szillat und ihre Männer, unter ihnen auch Albert Meier
- Opfer
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46
- Streitkräfte
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Waffen-SS
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Der „Palazzo“, der Kindergarten und das Oratorium
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Das Massaker am 29. und 30. September 1944
„Nachdem die Türen der Kirche verschlossen worden waren, warf Meyer eine Handgranate durch ein Kirchenfenster, um, wie er später prahlte, ‚diese Menschen noch ein wenig mehr leiden zu lassen‘. Am nächsten Morgen kehrte Meyer mit dem Trupp zurück und tötete die Menschen, die in der Kirche Zuflucht gesucht hatten, mit Schusswaffen.”
Willi Kneißl
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Die Rolle Albert Meiers
Während des Prozesses von Bologna versuchte Reder, sich von der direkten Verantwortung für die Verbrechen in Cerpiano zu distanzieren. Er behauptete, die Leichen der Opfer nicht gesehen zu haben, da diese bereits von Überlebenden begraben worden seien, bevor er eine Woche nach dem Massaker in Cerpiano eintraf. Allerdings räumte er ein, sich an das Blut an den Wänden des Oratoriums zu erinnern.
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Die Gewalttaten nach dem Massaker
Quellen
Vor den amerikanischen Ermittlern beschuldigte der Deserteur Willi Kneißl, der zur 2. Kompanie der SS-Aufklärungs-Abteilung gehörte, Albert Meier, die Gruppe angeführt zu haben, die die Morde in Cerpiano verübte. Kneißls Aussage, die im Herbst 1944 gemacht wurde, ist eine zentrale Quelle für die Rekonstruktion der Verantwortlichkeiten innerhalb der SS. Die entsprechenden Unterlagen befinden sich im Nationalarchiv der USA (US NARA, RG 238, Entry 2, Box 10, Case 16-70, San Martino/Monzuno, Aussage Willi Kneißl).
Eine weitere wichtige Quelle ist der Bericht von Antonietta Benni, der Leiterin des Kindergartens in Cerpiano. Sie schilderte die Ereignisse in einem Schreiben an Kardinal Giovanni Battista Nasalli Rocca, Erzbischof von Bologna. Dieser Bericht, der sowohl persönliche Beobachtungen als auch die Erfahrungen der Opfergruppen umfasst, bietet eine eindrückliche Perspektive auf das Massaker. Teile ihrer Erinnerungen wurden 1988 in der vierten Auflage von Luciano Gherardis Buch Le querce di Monte Sole veröffentlicht (S. 335–351, siehe Bibliografie).
Zusätzlich liegen Zeugenaussagen italienischer Überlebender vor, die die Gräueltaten in Cerpiano bezeugen. Diese Aussagen, die in den National Archives in London archiviert sind, liefern wertvolle Informationen zur Opferperspektive und ergänzen die Berichte über die Aktionen der SS (The National Archives, WO 310/121).
Auswahl der Bibliografie
Luca Baldissara, Paolo Pezzino, ll massacro. Guerra ai civili a Monte Sole, Bologna, Il Mulino, 2009, pp. 174-185, 249-253, 584.
Carlo Gentile, Wehrmacht und
Luciano Gherardi, Le querce di Monte Sole: vita e morte delle comunità martiri fra Setta e Reno, 1898-1944, Bologna, Il Mulino, 1986, pp. 65-88.
Dario Zanini, Marzabotto e dintorni, 1944, Bologna, Ponte Nuovo, 1996, pp. 414-430.
Autor*innenschaft und Übersetzung
Autor: Carlo Gentile
Übersetzt aus dem Italienischen durch: Giulia Gostoli
© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“
2023