Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt drei Fallschirmjäger, die Stellung beziehen. Einer steht in einem hüfttiefen Loch und richtet ein Maschinengewehr aus. Die beiden anderen liegen daneben auf der linken Seite auf dem Boden und schauen sich um.
Mittelitalien, Herbst 1943: eine Gruppe von Fallschirmjägern mit einem Maschinengewehr bezieht im Sangro-Abschnitt an der Front Stellung. © BArch Bild 101I-576-1850-37A / Wahner

1. Fallschirm-Jäger-Division

Die Fallschirm-Jäger-Verbände galten als Elitetruppe: Ihre Angehörigen waren ausgewählt und indoktriniert worden. Das NS-Regime brüstete sich mit ihren militärischen Erfolgen. So entstand der Mythos der kampfbereiten Fallschirmjäger, der auch nach dem Krieg weiterlebte. Ihre Kriegsverbrechen wurden dagegen verschwiegen. 

Die 1. Fallschirm-Jäger-Division traf im Juli 1943 in Italien ein, um die Panzer-Division "Hermann Göring" bei den Kämpfen in Sizilien zu unterstützen. Auf ihrem Rückzug gen Norden gingen  die Fallschirmjäger mehrfach mit großer Härte und Gewalt gegen die Bevölkerung vor. Der brutalste Vorfall ereignete sich im November 1943 in Pietransieri, in den Abruzzen.

Nationalität
deutsch
Truppengattung
Fallschirmjäger-Division
Streitkraft
Wehrmacht
Kommandeure
General der Fallschirmtruppe Richard Heidrich bis Oktober 1944
Generalmajor Karl-Lothar Schulz Oktober 1944 bis Mai 1945
Dienstjahre
1943-1945
Feldzüge und Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg
Besatzung Italiens (Sommer 1943-1945)
Bestätigte Massaker

Barletta 12.09.1943 und weitere Gewalttaten in Apulien und der Basilikata, darunter in Matera und Rionero in Vulture

Pietransieri 21.11.1943

San Pietro Mussolino 09.07.1944

Ein Schwarz-Weiß-Foto, das mehrere Fallschirmjäger im Schnee zeigt. Im Vordergrund sind zwei von ihnen von der Seite zu sehen. Sie liegen auf dem Bauch und richten ein Gewehr aus. Im Hintergrund ist ein weiterer ebenfalls von der Seite zu sehen und liegt bäuchlings auf dem Boden. Dahinter sitzt rechts im Bild ein weiterer Fallschirmjäger kauernd neben einem Baum auf dem Boden.
Eines der seltenen Bilder, die zu Propagandamaßnahmen in den letzten Kriegsmonaten in Italien aufgenommen und nicht zerstört wurden. Maschinengewehrschützen eines Fallschirmjägerzuges bei der Vorbereitung eines Einsatzes nahe Bologna. © BArch Bild 183-J28691 / Zscheile

Entstehung und Erfahrung im Krieg

An der Front in Italien

Das Bildmaterial

Diese Bilder wurden während der Kämpfe in Cassino aufgenommen. Hauptmann Rudolf Rennecke, Kommandeur des 2. Bataillons des 3. Fallschirmjägerregiments und verantwortlich für die Verteidigung der Stadt, hatte sein Hauptquartier im Keller eines halb zerstörten Gebäudes im Stadtzentrum eingerichtet. Die Fallschirmjäger kamen im Februar 1944 an der Front von Cassino an, während die erste von drei Schlachten im Gange war.

  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt fünf Fallschirmjäger im Raum eines teilweise zerstörten Gebäudes, umgeben von Schutt. Drei stehen mit dem Rücken zur Wand, zwei sitzen vor ihnen auf dem Boden.
    © BArch Bild 101I-578-1928-22A / Wahner
  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt drei Fallschirmjäger in einem gemauerten Keller. Einer von ihnen sitzt leicht erhöht im Hintergrund und benutzt ein Telefon oder ein Funkgerät. Die beiden anderen sitzen im Vordergrund: Einer von ihnen schreibt in einer Kladde, der andere schaut ihm zu.
    © BArch Bild 183-J16902 / Engel
  • Auf dem Schwarz-Weiß-Bild stehen sechs Fallschirmjäger nebeneinander in einem Gewölbekeller. Alle tragen Helme, bis auf einen, der rechts vorne im Bild steht und ein Blatt Papier in der Hand hält.
    © BArch Bild 101I-577-1922-33A
  • Auf dem Schwarz-Weiß-Foto stehen einige Fallschirmjäger in einem teilweise zerstörten Innenhof. Sie inspizieren ihre Waffen. Einer von ihnen läuft nah bei der Kamera frontal mittig durch das Bild und ist von hinten zu sehen.
    © BArch Bild 101I-577-1923-34 / Zscheile
  • Auf dem Schwarz-Weiß-Foto laufen einige Soldaten zwischen zerstörten Häusern und Schutt umher. Einige von befinden sich nah bei der Kamera in der Mitte des Bildes. Der Hinterste hält eine weiße Fahne mit einem dunklen Kreuz darauf in den Händen. Er dreht sich halb nach hinten um und schaut in die Kamera.
    © BArch Bild 183-J26141 / Zscheile
Der außergewöhnliche Kampfgeist der Fallschirmjäger war das Ergebnis gezielter Auswahl und politischer Indoktrination. Zur besonderen Mentalität gehörten ein Gefühl der Überlegenheit und Todesverachtung. Gegenüber der Zivilbevölkerung äußerte sich dies häufig in Form von gewaltsamen Übergriffen und Härte.
Das fast vollständige Verschwinden der deutschen Militärunterlagen für diesen Zeitraum macht eine genaue Bestimmung der Tätereinheiten nahezu unmöglich.

Bevor sie nach Cassino geschickt wurde, hielt die 1. Fallschirmjäger-Division zwischen 1943 und 1944 für einige Monate die Frontlinie im Alto Sangro. Die Fallschirmjäger gehören zu den militärischen Formationen der Wehrmacht, die von den Reportern der Propaganda-Kompanien während des Krieges am häufigsten fotografiert wurden. Auf diesen Bildern der Fotografen Wilhelm Beuschel, Theo Slickers und Heinrich Wahnen sind einige Posen zu sehen, die den deutschen Zeitungslesern einen Eindruck von den Bedingungen vermitteln sollten, unter denen die Fallschirmjäger auch im Hochgebirge kämpften.

  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt drei Fallschirmjäger, die Stellung beziehen. Einer steht in einem hüfttiefen Loch und richtet ein Maschinengewehr aus. Die beiden anderen liegen daneben auf der linken Seite auf dem Boden und schauen sich um.
    Mittelitalien, Herbst 1943: eine Gruppe von Fallschirmjägern mit einem Maschinengewehr bezieht im Sangro-Abschnitt an der Front Stellung. © BArch Bild 101I-576-1850-37A / Wahner
  • Auf dem Schwarz-Weiß-Foto zeichnen sich die Umrisse zweier Fallschirmjäger im Vordergrund dunkel vor der hellen Landschaft im Hintergrund ab, die die beiden betrachten. Links im Bild steht ein breiter Baumstamm. Das Tal im Hintergrund ist weitläufig und es schlängelt sich ein Fluss hindurch.
    Zwei Fallschirmjäger beobachten das Sangrotal von einer Stellung, wahrscheinlich nicht weit von Pietransieri. © BArch Bild 183-J16268 / Slickers
  • Auf dem Schwarz-Weiß-Foto sind zwei Fallschirmjäger auf einem schneebedeckten Berg zu sehen. Am rechten Bildrand sitz einer von ihnen leicht erhöht und schaut mit einem Fernglas auf die Umgebung. Der andere sitzt tiefer davor, hinter einem ausgerichteten Maschinengewehr. Im Hintergrund sind weitere, wolkenverhangene Berhe zu erkennen.
    Alto Sangro im Winter 1943/44, ein vorgelagerter Beobachtungsposten der 1. Fallschirmjäger-Division. © BArch Bild 183-J16378 / Slickers
  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen auf dem Bauch im Schnee liegenden deutschen Fallschirmjäger von hinten. Seine Waffe hat er nach vorne ausgerichtet und dabei Schnee aufgewirbelt.
    Ein Fallschirmjäger posiert für einen Propagandafotografen hinter einer Schneewehe, Sangro-Gebiet, Winter 1943/44. © BArch Bild 101I-571-1707-08A / Benschel (Beuschel)
  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen Fallschirmjäger in Tarnfarben mit einem Gewehr auf dem Rücken. Er kauert hinter einem Busch im Schnee.
    Derselbe Soldat sucht hinter Büschen Deckung. © BArch Bild 101I-571-1707-25A / Benschel (Beuschel)

Nach dem Krieg

Von 2021 bis 2022 zeigte das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden die Ausstellung Hitlers Elitetruppen? Mythos Fallschirmjäger. Ziel war es, zum ersten Mal den Mythos Fallschirmjäger zu hinterfragen. Schon vor der Eröffnung wurde die Ausstellung von Bundeswehrveteranen scharf kritisiert.

Quellen

Die lediglich lückenhafte Überlieferung zeitgenössischer Dokumente erschwert die historische Rekonstruktion der Einsätze der Fallschirmjäger-Divisionen in Italien. Es gibt eine große Anzahl wenig akkurater Publikationen und Memoiren, die vor allem nach dem Krieg erschienen sind.

Das Bundesarchiv in Freiburg bewahrt die Unterlagen des Bundes Deutscher Fallschirmjäger (Fonds B 57) auf. Neben der Korrespondenz der Organisation aus der Nachkriegszeit enthält die Sammlung zahlreiche Originaldokumente, Ego-Dokumente und Fotos. Zu den interessantesten Ego-Dokumenten gehört ein längerer Text von Gerhard Jacob, der als Typoskript im Freiburger Archiv (BW 57/112) vorliegt. Der Autor gab diesen privat unter dem Titel "Der letzte Befehl ist heilig!". Erlebnisse und Erkenntnisse eines kriegsfreiwilligen Fallschirmjägers, ohne Orts- und Jahresangabe, vermutlich um 1980 in Druck.

Auswahl der Bibliografie

Magnus Pahl, Monte Cassino 1944. Der Kampf um Rom und seine Inszenierung, Paderborn, Schöningh, 2020. 

Magnus Pahl/Armin Wagner (a cura di), Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger, Berlin, be.bra. Verlag, 2021. 

Günter Roth/Hans M. Stimpel, Führung in der deutschen Fallschirmtruppe und der Korpsgeist der Fallschirmjäger, Hamburg/Berlin/Bonn, Mittler, 2006.

Hans Martin Stimpel, 1942/45: Einsätze auf den Kriegsschauplätzen im Süden, Hamburg/Berlin/Bonn, Mittler, 2006. 

Hans Martin Stimpel, Die deutsche Fallschirmtruppe 1936-1945. Innenansichten von Führung und Truppe. Mentalitätsgeschichtliche Studie, Hamburg/Berlin/Bonn, Mittler, 2009.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Antonia Frinken

© Projekt "Die Massaker im besetzten Italien (1943–45) in der Erinnerung der Täter“

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

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